Eine Sendung von Henry Altmann
An einem Tag im November 2021 ertrinken 27 Flüchtlinge beim Versuch, den Ärmelkanal nach Großbritannien zu überqueren, eine der vielen aktuellen Flüchtlingskatastrophen. Wer waren diese Menschen? Wo kamen sie her? Was glaubten sie in Großbritannien zu finden? Die meisten von ihnen werden anonyme Opfer weltgeschichtlicher Verschiebungen bleiben.
In seinem Programm "27: The Ferryman and his Unwanted Shades of the Dead" versucht der NDR Bigband-Trompeter Percy Pursglove dieser Gruppe eine Stimme zu geben, spürt ihren Schatten nach, die der griechischen Mythologie nach nun ruhelos zwischen den Welten wandern. Jede und jeder dieser 27 mag spezielle Vorlieben gehabt, spezielle Musik gemocht oder nicht gemocht haben, jeder davon hat sozusagen einen eigenen, einen individuellen Sound, den Percy Pursglove mit der NDR Bigband aufzeigt; aus einer bloßen Zahl werden Individuen, aus einem Kollektiv 27 Einzelstimmen, die zusammen einen neuen Klang ergeben.
Eine Sendung von Hans-Jürgen Schaal
Die beste Jazzband in Nazi-Deutschland leitete ein Schweizer: Teddy Stauffer, damals "Europas King of Jazz". Stauffers "Original Teddies" waren das vermeintlich liberale Aushängeschild des NS-Regimes, als 1936 die ganze Welt auf die Olympischen Spiele in Berlin schaute. Stauffers Erfolgsgeheimnis: Er wurde aus den USA regelmäßig mit druckfrischen Jazz-Partituren versorgt.
Als die Deutschen 1939 den Weltkrieg entfachten, ging Stauffer zurück in sein Schweizer Heimatland. Schon zwei Jahre später hängte er die Musik an den Nagel, emigrierte in die USA und machte eine zweite Karriere als Skilehrer, Playboy und Hotelier.
Eine Sendung von Claudia Hartmann
"Die Stimme verbindet uns Menschen auf der ganzen Welt. Sie überwindet kulturelle, sprachliche und geografische Grenzen und schafft eine gemeinsame Basis für Kommunikation und gegenseitiges Verständnis." So heißt es auf der Seite des Landesmusikrats Schleswig-Holstein, der jedes Jahr ein Instrument in den Fokus rückt. 2025 ist es die Stimme. Aus diesem Grund öffnen wir unser NDR Archiv und stellen Live-Aufnahmen von Jazzstimmen in den Mittelpunkt.
Jazz ist Echtzeitmusik. Sie entsteht im Moment und entfaltet live eine besondere Stärke. Jeden Freitag gibt es in Musica Konzertaufnahmen der NDR Jazzredaktion. Dafür besuchen wir aktuelle Festivals, graben in unserem Archiv nach legendären Schätzen und präsentieren die stilistische Vielfalt auf den Bühnen des Jazz.
Eine Sendung von Henry Altmann
Perkussion-Instrumente reihen sich wie auf einer Wäscheleine um sie herum - dazwischen flügelt Marilyn Mazur mit Leichtigkeit und Schlegeln über die Felle und Becken. Miles Davis meinte einmal, sie spiele "wie der Teufel". Vielleicht doch eher wie eine Sylphe, ein engelhafter Luftgeist. Mazurs Spiel gleicht einem Tanz durch ihr luftiges Klangreich, ein Reigen flirrender Rhythmen und Töne, das auch ihre Zeit als Tänzerin wiedergibt. Musikalisch erinnert das an die prägenden Jahre, die Mazur 1985-89 bei Miles Davis verbrachte.
Es geht weniger ums Swingen als ums Pulsieren, mehr um einen fiebrigen, variablen Gesamtsound als um einzelne Soli. Ein wogendes Klangbild über einer gedacht-durchlaufenden Time mit vielen rhythmischen Wirbeln. Zum 70. Geburtstag der dänisch-amerikanischen Perkussionistin am 18. Januar gibt's Aufnahmen aus einem Konzert der NDR Bigband mit Marilyn Mazur aus dem Jahr 2020 zu hören.