Stand: 05.03.2015 06:20 Uhr

James Bay: Gut behütet und sehr talentiert

Ed Sheeran, Jake Bugg, George Ezra: Wenn man derzeit Brite ist und eine Gitarre hat, dann könnte das auch mit der Karriere klappen. Ein Engländer mit Klampfe sticht aber aktuell heraus, wie kaum jemand anderes: James Bay. Er ist 24, hat lange Haare, sein Markenzeichen ist ein Hut - und dass er eben ausgezeichnete Musik macht. Sein "Hold Back The River" fühlt sich in den Charts sehr wohl und der Singer-Songwriter auch auf den Bühnen dieser Welt; egal ob im Pub oder in einer Konzerthalle.

Direkt zum Offensichtlichen: Die Sache mit dem Hut. Was hat es damit auf sich?

James Bay: Och, das ist eigentlich keine große Sache - ich wünschte, ich hätte eine bessere Geschichte, aber ich habe mich einfach irgendwann dazu entschieden, diesen Hut zu tragen und bin dabei geblieben. Und er bei mir. Es wurde irgendwie zu einer Art Markenzeichen, und das fand ich cool. Aber eines Tages nehme ich ihn ab und trage ihn dann nicht mehr. (Anmerkung: Nach dem Gespräch haben Interviewer und Musiker noch schnell die Adressen ihrer Hutläden ausgetauscht.)

Kommen wir zu deiner Musik: Früher bist du sehr oft in Pubs aufgetreten, hast davor auch in welchen gejobbt. Vermisst du manchmal diese kleinen Bars?                                        

Bay: Hinter der Bar zu arbeiten, das habe ich niemals vermisst. "That’s not my cup of tea“, das ist echt nicht meins. Aber ich mag die intime Atmosphäre in kleinen Läden und dann dort aufzutreten. Und es hält mich niemand auf, trotzdem noch in Pubs aufzutreten. Wenn ich will, mache ich das einfach, diese Option besteht immer. Und manchmal denke ich mir schon, Mensch, das wäre mal wieder was, und ich sage dir: Das werde ich auch sicher wieder tun. Es ist übrigens auch der beste Ort, um ganz neue Songs auszuprobieren. Kein großer Raum, nicht allzu viele Leute - da ist man ehrlich, die meisten hören zu, wenn du eben gut bist.

Du hast schon im Vorprogramm der Rolling Stones und Stevie Wonder gespielt, auch beim Glastonbury Festival - und sogar schon den Critics Choice Award gewonnen. Ziemlich viele Highlights schon am Anfang der Karriere. Aber ganz ehrlich: Wie sehr nimmst du dir Rezensionen über dich zu Herzen?

Bay: Gar nicht. Ich habe mir noch nichts durchgelesen. Tatsächlich wurde ich vor Kurzem gefragt, was das Schlimmste gewesen sei, was so über mich geschrieben wurde - und ich sagte, keine Ahnung. Ich sagte, ich verstehe deine spannende Frage, dass du etwas Aufregendes hören willst - aber ich habe da nichts für dich. Hat der Typ mir nicht geglaubt, also sollte ich lange darüber nachdenken. Und nach drei Minuten Stille musste ich immer noch passen: Sorry, ich habe da nichts zu sagen.

Ich habe mir keine Reviews durchgelesen, irgendwie interessiert mich das nicht. Ich glaube auch nicht, dass es beim Musikmachen darum gehen sollte. Würde ich das alles lesen, würde ich mich in gewisser Weise auch danach richten, und das  wäre nicht gesund.

Hast du für dich schon herausgefunden, wo du am besten Songs schreiben kannst?

James Bay im Interview mit NDR 2 Reporter Matthes Köppinghoff. © NDR 2 Foto: Kamila Klepacki
Gut behütet: NDR 2 Reporter Matthes Köppinghoff und James Bay.

Bay: Ich bin gerade dabei das herauszufinden. Ich habe mein Album nicht auf Tour geschrieben, weil ich da gerade eben nicht auf Tour war, als ich daran geschrieben habe. Aber ich bin ja eigentlich überall beschäftigt zurzeit, und ich bekomme das gerade ganz gut hin, Ideen zu sammeln. Die Songs sind zwar noch nicht in ihrer endgültigen Form, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich bis jetzt noch nicht genügend Geld zusammen hatte, um damit ins Studio zu gehen. Aber dieses Formen der Songs, das geschieht tatsächlich während ich unterwegs bin. Ich glaube also, dass sie auch unterwegs fertig werden.

Wenn du mal selbst Musik hörst - wie hörst du das dann? Vinyl, CD oder MP3?

Bay: Ich bevorzuge physische Musik. Weißt du, ich habe sehr viele CDs und auch viele Schallplatten. Ich mag ein Behältnis, in dem Musik drin ist, eine Disc. Das halte ich lieber in meinen Händen. Es ist etwas Spannendes daran, ein Stück des Künstlers, etwas von der Musik in den Händen zu halten: Du kannst es berühren und anfassen. Die Datei auf dem Computer hingegen hat kaum Seele. Einsen und Nullen. Das ist irgendwie nicht real, in dem Sinne. Und: Du kannst halt keine alte staubige Kiste mit MP3s rausholen und dann die Nadel drauflegen.

Das Interview führte Matthes Köppinghoff.

Dieses Thema im Programm:

NDR 2 | 05.03.2015 | 06:20 Uhr

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