Mitglieder der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) stehen am Strand von Dangast. © dpa Foto: Sina Schuldt
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AUDIO: Zu wenig Helfer: DLRG regt Sonderurlaub für Rettungsschwimmer an (1 Min)

DLRG sucht Personal: Sonderurlaub für Rettungsschwimmer?

Stand: 26.12.2023 17:18 Uhr

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hat Unternehmen und Behörden dazu aufgerufen, ihren Mitarbeitenden mehr Freiraum für den Einsatz in der Wasserrettung zu geben - zum Beispiel durch extra Urlaubstage.

Arbeitgeber könnten "beispielsweise fünf Tage Sonderurlaub für den ehrenamtlichen Einsatz am Badestrand gewähren, wenn kein Bildungsurlaub genommen wird", sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Das könnte aus ihrer Sicht aktiven Rettungsschwimmern dabei helfen, sich noch mehr einzubringen - für andere könne es ein Anreiz sein, über eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer nachzudenken. Unternehmen könnten von dieser Form der Förderung des Ehrenamts nur profitieren, sagte Vogt. Sowohl für das vorhandene Personal als auch für künftige Beschäftigte könne das ein attraktiver Faktor sein.

Rettungsschwimmer für 2024 gesucht

Die DLRG mit Sitz in Bad Nenndorf (Landkreis Schaumburg) sucht dringend neue Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer für die Badesaison 2024 - in der Corona-Pandemie konnte demnach ein ganzer Jahrgang von Rettungsschwimmern nicht ausgebildet werden, auch eingeschränkte Öffnungszeiten vieler Bäder sorgten für Probleme. Die Wasserretter übernehmen bundesweit jedes Jahr an mehr als 1.300 Freigewässern die Badeaufsicht, darunter an vielen Stränden von Nord- und Ostsee. "Angesichts der großen Herausforderungen in der Schwimmausbildung, aber auch im Einsatz an den Gewässern, wollen wir mehr Menschen für die aktive Mitarbeit begeistern", sagte Vogt.

Viele tödliche Badeunfälle sind vermeidbar

Im laufenden Jahr sind laut der Statistik bundesweit etwas weniger Menschen in Deutschland ertrunken als 2022. Bis zum Ende der Sommerferien zählte die Organisation 263 Todesfälle im Wasser - 41 weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. 2022 starben mindestens 355 Menschen in Gewässern. Dennoch sieht Vogt keinen positiven Trend: "Ohne die anhaltende Phase regnerischen und zum Teil auch recht kühlen Wetters im Juli und August wäre das Ergebnis ein anderes." Der Beleg: Im warmen September 2023 stieg die Zahl der tödlichen Unfälle, 41 Menschen ertranken in dem Monat - so viele wie seit 2016 nicht mehr. Unter den verunglückten Wassersportlern waren auch Paddler: Rund 30 Kanu- und Kajakfahrer sowie Stehpaddler kamen ums Leben. "Die Mehrheit dieser Personen wäre wohl noch am Leben, wenn sie eine Schwimmweste getragen hätten", sagte Vogt.

DLRG: 60 Prozent der Zehnjährigen können nicht richtig schwimmen

Immer wieder seien die Retter auch Nichtschwimmern zu Hilfe geeilt, die leichtsinnig mit Sportgeräten ins Wasser gegangen seien. Die Lebensretter gehen davon aus, dass fast 60 Prozent der Zehnjährigen noch keine sicheren Schwimmer sind. Anfang 2023 veröffentlichte die DLRG eine Forsa-Umfrage - demnach hatte sich der Anteil der Nichtschwimmer unter den Grundschülern in Deutschland zwischen 2017 und Herbst 2022 von 10 auf 20 Prozent verdoppelt. Positiv allerdings: Anders als im Vorjahr gab es im laufenden Jahr erstmals seit 2019 keine krisenbedingten Einschränkungen der Schwimmausbildung. "Es tut gut zu erleben, dass wir endlich wieder flächendeckend Kindern, aber auch Jugendlichen und Erwachsenen in gewohnter Weise das Schwimmen beibringen können", sagte Vogt. Sie sei zuversichtlich, im laufenden Jahr "endlich" wieder Ausbildungszahlen wie vor der Pandemie zu erreichen.

Schwimmabzeichentag soll 2024 erneut stattfinden

Denn nicht nur die Rettungsschwimmer waren betroffen, auch bei den Schwimmanfängern ging während der Corona-Pandemie über etliche Monate bundesweit fast nichts mehr. 2022 dann wirkten sich Einsparungen wegen der explodierenden Energiepreise und der drohenden Gasmangellage aus. Wie wichtig es ist, Schwimmen zu lernen, machten die DLRG und andere Verbände im Mai mit dem ersten bundesweiten Schwimmabzeichentag klar: Weit über 13.000 Seepferdchen und Schwimmabzeichen wurden damals abgenommen. 2024 soll die Aktion ausgeweitet werden.

DLRG beklagt Sanierungsstau bei Schwimmbädern

Dafür und für den Schwimmunterricht aber werden vor allem die Hallenbäder gebraucht. Zwar sank die Zahl der Bäder laut DLRG zuletzt nicht mehr ganz so stark wie in den zwei Jahrzehnten zuvor, aber noch immer schließen demnach mehr Bäder als neue eröffnet werden. Und: Viele vorhandene Schwimmbäder sind sanierungsbedürftig. "Beim Thema Bädererhalt sind wir praktisch nicht vorangekommen", kritisierte Vogt. Fördertöpfe seien viel zu klein, Aussicht auf Geld habe nur, wer schon welches mitbringe, bemängelte sie. Vogt forderte Bund, Länder und Gemeinden auf, an einen Tisch zu kommen und den milliardenschweren Sanierungsstau aufzulösen.

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