"Wo immer es auch dunkel ist, Licht ist stärker"
Am Donnerstagabend beginnt das Lichterfest Chanukka. Für Menschen jüdischen Glaubens stehen die kommenden acht Tage ganz im Zeichen des Lichts.
Als Melanie klein war, hatte ihre Mutter auf dem Flohmarkt einen Leuchter gekauft. Einen Kerzenleuchter mit acht Armen. Und der stand von da an immer im Treppenhaus auf der Fensterbank zur Straße hin. Ihre gesamte Kindheit über. Und immer um diese Zeit, so im Dezember, da hatte ihre Mutter die Kerzen tageweise nacheinander angezündet.
Chanukka-Fest - Von Tag zu Tag wird es heller
Irgendwann hatte Melanie den Leuchter wiedererkannt, in der Schule, als sie Judentum im Religionsunterricht hatten. Und das hatte Melanie verwundert, denn sie waren zuhause nicht jüdisch, und deshalb fragte sie ihre Mutter, nach der Schule: "Warum haben wir eigentlich diesen Leuchter?" Die Antwort war überraschend, für Melanie, denn ihre Mutter sagte: "Oben in der Abseite, im Treppenhaus, da war im Krieg eine jüdische Familie versteckt. Wir haben eine Verantwortung. Sie ist schwer, aber wir haben sie. Und deshalb steht da der Leuchter. Und wenn wir die Kerzen anzünden, nacheinander, und es von Tag zu Tag heller wird, dann zeigt es, nach jüdischer Tradition: Auch dunkle Zeiten gehen vorbei."
Mittlerweile ist Melanies Mutter verstorben und ihr Vater hat viel umgeräumt im Haus. Aber der Leuchter, der steht noch immer da. Am Donnerstagabend zündet Melanie die erste Kerze an. Denn es ist Chanukka, das jüdische Fest, das jetzt auch in ihrer Familie einen festen Platz hat, weil es hoffen lässt: wo immer es auch dunkel ist, Licht ist stärker.
