Kinder laufen auf einer Wiese nebeneinander her. © Colourbox Foto: Serbey Novikov

Den Kindern gehört das Reich Gottes

Stand: 19.09.2022 11:00 Uhr

Seit 1954 wird der Weltkindertag immer am 20. September begangen - mittlerweile in 145 Ländern der Welt. Dabei stehen die Kinderrechte in Zeiten der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs im Mittelpunkt.

von Pastor Patrick Klein

Nach einer Urnenbeisetzung kam der kleine Enkel der Verstorbenen zu mir. Er hatte eine wichtige Frage: "Du hast gesagt, Oma ist jetzt im Himmel. Wie ist sie denn dahin gekommen?" Puh … die Antwort darauf hat uns im Theologie-Studium niemand verraten. In meiner Ratlosigkeit gab ich die Frage einfach zurück: "Was denkst Du denn?“ Was der kleine Junge - vielleicht vier oder fünf Jahre alt - dann sagte, hat mich berührt und begeistert zugleich. "Na, ist doch klar! Mit einem Hubschrauber, geflogen von Engeln." So selbstbewusst er mir das sagte, glaubte ich es sofort: Ja, so muss es gewesen sein.

Wie überzeugt der Junge in seiner Vorstellung war. Keine Zweifel und keine Logik, die ihm den Blick versperrten; kein Anflug von Irritation. Beneidenswert, oder? Manchmal wünsche ich mir, dass mein Blick auf die Welt und auf mein Leben so kindlich sein könnte. Nicht naiv, sondern leicht und fröhlich und unbeschwert.

"Lasst die Kinder zu mir kommen"

Am Dienstag ist Weltkindertag. Seit 1954 wird er immer am 20. September begangen, mittlerweile in 145 Ländern der Welt. Dabei stehen die Kinderrechte und deren praktische Umsetzung im Mittelpunkt zahlreicher Aktionen und Veranstaltungen. Seit mehr als 2.000 Jahren sind wir Christinnen und Christen aufgerufen, Kinder besonders ernst zu nehmen und für sie zu sorgen: "Lasst die Kinder zu mir kommen. Denn ihnen gehört das Reich Gottes", so hat Jesus seinerzeit gesagt und dann hat er die Kinder gesegnet. Und uns Erwachsenen schrieb er ins Stammbuch: "Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen." Unmissverständlich und klar, oder? Ich kenne es von mir: Nur allzu oft überlagert der Alltag und die unzweifelhaft schwierige Weltlage die Kindlichkeit und den leichten Blick auf das Leben.

Die Welt erkunden aus der Sicht von Kindern

Aus etlichen Gesprächen als Polizeiseelsorger weiß ich, dass es vielen Menschen derzeit so geht. Umso wertvoller werden dann die Momente, in denen ich befreit lachen kann. Augenblicke, in denen Fünfe gerade sind und ich - im Idealfall gemeinsam mit anderen - auch mal meiner Fantasie freien Lauf lassen oder pure kindliche Freude erleben kann. Solche Zeiten möchte ich nicht missen, in denen das Kind in mir und anderen aus dem Bann von Weltenschmerz und Konventionen ausbricht und das Leben einfach nur genießt. Ja, ich möchte Gottes Welt öfter so erleben und erkunden, wie ein Kind. Ich will von Kindern lernen, wie das geht. Und ich bin gespannt, mit was für einem Gefährt die Engel mich weiter durch die Welt und einst in den Himmel bringen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 20.09.2022 | 09:40 Uhr

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