Reichspogromnacht vor 85 Jahren - Schweriner Synagoge zerstört
In der Reichsprogromnacht wurde die Schweriner Synagoge zwar nicht in Brand gesteckt, aber am Morgen des 10. November zerstört. NS-Leute schlugen Fenster ein und zerstörten das Dach. In der Folge wurde das Gebäude abgerissen.
"Mama, warum steht da die Polizei?", fragt ein kleiner Junge, er geht an der Hand seiner Mutter über den Schlachtermarkt in Schwerin, mitten in der Stadt ist das, hinter dem Rathaus, vor der Synagoge. "Keine Ahnung", sagt die Mutter. Sie zieht am Arm des Jungen, damit er weitergeht.
Sie kommen an mir vorbei, daher spreche ich sie an, sage: "es ist Freitag, also der jüdische Sabbat, in der Synagoge da drüben wird daher gerade Gottesdienst gefeiert, und leider können es Jüdinnen und Juden in diesen Tagen nicht mehr machen, ohne Polizeischutz." Die Mutter reagiert nicht, geht einfach weiter.
Pogromnacht - Synagogen in Mecklenburg-Vorpommern brennen
Ob das heute vor 85 Jahren auch schon so war, als gegen 5.20 Uhr morgens zuerst die Synagoge in Güstrow brannte? Dann in Rostock, Parchim und Neubrandenburg? "Mama, warum brennt das Haus da, mit dem Stern am Fenster?" "Mama, warum ist da keine Feuerwehr?" "Warum löscht da niemand?" War es damals auch so, dass Menschen dort einfach vorübergegangen sind, nichts gesehen haben und gehört?
Wenn ich mir heute etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass wir wenigstens nach dem "Warum" fragen. "Warum ist das so?" So wie der kleine Junge es tat, direkt vor der Synagoge in Schwerin.