Eine Frau hebt den Zeigefinger an den Mund. © g.sperling / photocase.de Foto: g.sperling / photocase.de

"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold"

Stand: 15.08.2023 11:30 Uhr

"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold": Dieses Sprichwort kennt vermutlich jeder. Und es ist viel Wahres dran, sei es bei Gesprächen auf der Straße, bei Kommentaren im Internet, in den "sozialen Medien" oder auch in Talkshows.

von Pastor Patrick Klein

Polizistinnen und Polizisten, mit denen ich als Polizeipastor täglich zu tun habe, kommen damit nicht wirklich weiter. Für sie hat das Reden, das Sprechen einen extrem hohen Stellenwert.

Polizistinnen und Polizisten "schauen dem Volk aufs Maul"

"Unsere Waffe ist das Wort", so lautet ein wichtiger Satz in der Ausbildung neuer Polizistinnen und Polizisten. Nicht nur in meinem Unterricht rund um die "Berufsethik", sondern auch in Einsatzlehre und Polizeiberufskunde. Da geht es um den richtigen Gebrauch von Sprache. Dabei agieren die Polizistinnen und Polizisten oft ganz im Sinne Luthers und "schauen dem Volk aufs Maul". Sie erweitern ihre Sprachfähigkeit und entwickeln ihre Aufmerksamkeit weiter.

"Der Ton macht die Musik"

Denn vollkommen klar ist: Mit einem betrunkenen Kiezgänger "auf der Reeperbahn nachts um halb eins" muss ich anders sprechen als mit dem Opfer eines Wohnungseinbruchs oder mit einem Falschparker oder beim Überbringen einer Todesbenachrichtigung. Statt goldenen Schweigens gilt hier vielmehr: "Der Ton macht die Musik". Auch das ist eine der allgemeingültigen Weisheiten, die immer noch wahr sind.

Die Macht der Worte ist Thema in der Bibel

Schon die Autoren biblischer Bücher waren sich der Macht der Worte sehr bewusst. So lese ich zum Beispiel beim Prediger Salomo: "Was der Weise sagt, findet Zustimmung. Aber Unverständige reden sich um Kopf und Kragen." Oder Jakobus, der schreibt: "Denkt daran, liebe Brüder und Schwestern: Jeder soll stets bereit sein zu hören, aber sich Zeit lassen, bevor er redet." Wie oft erlebe ich das in meinem Alltag, wie sinnvoll diese Sätze sind.

Sprache bewusst einsetzen und angemessene Worte wählen

Die Polizistinnen und Polizisten werden geschult, ihre Sprache bewusst einzusetzen und möglichst angemessene Worte zu finden. Ich meine, das würde vielen Menschen guttun. Vielleicht muss es nicht gleich eine Schulung sein. Oft würde es schon reichen, vor dem Sprechen einen kurzen Moment innezuhalten. Nicht einfach drauflosreden, sondern "erst den Kopf einschalten", wie es so schön heißt. Ich bin mir sicher, das vermeidet Missverständnisse und erspart Ärger - bei meinem Gegenüber und bei mir selbst auch.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 17.08.2023 | 10:40 Uhr

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