Politik und Nächstenliebe
2025 ist Bundestagswahl - schon jetzt bringen sich die Parteien in Stellung. So auch CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann: Er meint, man kann mehr als 100.000 Menschen das Bürgergeld komplett streichen. Heiko von Kiedrowski wünscht sich keine billigen Stammtischparolen, sondern Ideen und Konzepte, wie wir den Wohlstand in unserem Land gerechter verteilen können.
Noch ein Jahr, dann wird der Deutsche Bundestag neu gewählt. Deshalb beginnt für die Parteien jetzt der Wahlkampf. Wahlkampf geht natürlich - wie in der Werbung - am besten mit knalligen Farben und einfachen Botschaften. Vielleicht deshalb hat sich der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann mit einer Idee seiner Partei zu Wort gemeldet. Er meint, man könne mehr als 100.000 Menschen das Bürgergeld komplett streichen. So viele würden nämlich seiner Meinung nicht arbeiten wollen, auch wenn sie es könnten. Durch diese Kürzungen möchte Herr Linnemann dann mehr Geld für Investitionen in die Wirtschaft zur Verfügung haben.
Was Herr Linnemann verschweigt: Schon jetzt darf das Arbeitsamt das Bürgergeld in Einzelfällen kürzen, wenn sich Menschen nicht regelmäßig beim Arbeitsamt melden oder Jobangebote ausschlagen, obwohl sie zumutbar wären. Und es gibt keine 100.000 Fälle, bei denen die Leistungen gekürzt werden können, sondern viel weniger. Bundesweit gerade mal 16.000.
Im Grundgesetz ist festgeschrieben: die Würde des Menschen ist unantastbar. Deshalb muss der Staat dafür sorgen, dass auch Menschen ohne Arbeit ein menschenwürdiges Leben führen können. Ich wüsste gern, ob Herr Linnemann selbst den Eindruck hätte, ein menschenwürdiges Leben zu führen, wenn er im Monat von 560 Euro leben müsste. So viel würde er nämlich maximal an Bürgergeld erhalten, wenn er alleinstehend ist.
Keine billigen Stammtischparolen
In der Bibel wird erzählt, wie ein kluger Mann zu Jesus kommt und ihn fragt: Was ist die wichtigste Regel, damit wir Menschen gut miteinander auskommen? Jesus antwortet ihm: Liebe Gott - und liebe deine Mitmenschen genauso wie dich selbst. Für Jesus steht fest: Wenn ich das Leid eines anderen Menschen sehe, dann muss ich handeln.
Wenn ich mir das klar mache, dann verbieten sich solche billigen Wahlkampfparolen von selbst. Ich wünsche mir von der Politik keine billigen Stammtischparolen, sondern Ideen und Konzepte, wie wir den Wohlstand in unserem Land gerechter verteilen können. Weil die Würde eines Menschen eben nicht teilbar ist.
