Gründonnerstag - Ein Fest gegen die Angst
Etwas Grünes sollte es traditionell schon sein am Gründonnerstag. Etwas Grünes zum Essen - Spinat, Erbsen oder Frankfurter Grüne Soße. Auch wenn der Gründonnerstag gar nichts mit der grünen Farbe zu tun hat.
In meiner hessischen Heimat gibt es am heutigen Gründonnerstag Grüne Soße. Das ist lecker, das ist Tradition und das ist ein großes Missverständnis. Denn das Grün dieses Tages meint nicht die Farbe, sondern kommt vom alten Wort Greinen. Das bedeutet zu weinen, zu klagen, in diesem Fall: über den Abschied von Jesus am Abend vor seinem Tod.
Pessach - Das wichtigste jüdische Fest der Freiheit
Jedoch, geweint haben die Jünger damals nicht. Sie haben ein Fest gefeiert, sich für einen Moment frei gemacht von ihrer Angst und ihrem Kummer. Es war Pessach, das wichtigste jüdische Fest. Da trifft sich die Familie, da kommen Freunde, da spürt man die Zusammengehörigkeit. Man isst und trinkt miteinander. Erinnert sich: Gott hat uns damals aus Ägypten befreit und uns in die Freiheit geschickt.
"Das Greinen, die Tränen bis zum Hals"
Wirklich wegfeiern konnten sie die Tränen und den Schmerz vermutlich nicht. Ich kann mir vorstellen, wie den Jüngern zu Mute war. Jesus sollte ihnen noch einmal zusprechen, dass Gott sie schützen wird. Gleichzeitig stand ihnen das Greinen, die Tränen bis zum Hals.
Jesus hat in aller Freiheit dieses Fest auch gefeiert, am Gründonnerstag, in Todesgefahr, am Abend vor seiner Hinrichtung. Auch er wollte noch einmal schmecken, dass Gott denen Zuversicht schenkt, die Angst haben. Seinen Jüngern gibt er mit auf den Weg: Macht das auch weiterhin. Erinnert euch dabei an mich. So ist bei den Christen eine neue Tradition entstanden. Das Abendmahl. Und sicherlich ist es in Jesu Sinn, dass das Gedenken an ihn in hessischen Familien in aller Freiheit mit Grüner Soße weitergefeiert wird.
