Gretchenfrage - Was haben Faust und Gott damit zu tun?
Die sogenannte Gretchenfrage kennen die meisten Menschen aus Goethes Faust. Die Gewissensfrage soll etwas mit Gott zu tun haben. Wie geht die Geschichte dazu?
Schüchtern, himmelhochjauchzend, knallverliebt träumt sie im Garten. Rosen blühen, Vögel singen, der Himmel hängt voller Geigen. Denn neben ihr sitzt Heinrich. Er ist zwar etwas älter, aber gut situiert, darf sich Doktor nennen. Mister Perfect für Gretchen. Wäre da nicht diese eine Sache, die ihr auf der Seele brennt. Deshalb fragt die junge Frau ihn ohne Umschweife: "Nun sag, wie hast du's mit der Religion? … Glaubst du an Gott."
Die Gretchenfrage ist häufig in Talkshows zu hören
Dieses Rendezvous im Park zum religiösen Seelenleben ist Weltliteratur. Es gehört zum Drama "Faust" von Johann Wolfgang von Goethe. Das Stück ist heute Pflichtlektüre an vielen Schulen. Gretchens Frage hat zudem eine beeindruckende Karriere in den Medien hingelegt. Sie wird wie ein feststehender Begriff verwendet. Als "Gretchenfrage" gilt eine Frage, die auf eine klare Antwort abzielt. Wohl deshalb ist der Satz - "Stellen wir mal die Gretchenfrage" - häufig in Talkshows zu hören.
Auch Heinrich verweigert im "Faust" eine klare Antwort
Manche Leute lassen sich ja nur ungern festlegen. Wird das zu viel, dann greift Moderatorin, Moderator auf die Formel aus der Feder von Goethe zurück. Allerdings ist die Gretchenfrage keine Gewähr für eine klare Antwort. Die verweigert im Drama übrigens auch Heinrich Faust.
Gretchens Frage geht in der Bibel um Leben und Tod
Die Gretchenfrage gibt es übrigens auch in der Bibel. Nur heißt sie da anders. Sie findet aber ebenfalls im Grünen statt. Allerdings stellt sie hier der Mann. Und zwar Jesus höchstpersönlich. Es geht dabei um Leben und Tod. "Ich bin die Auferstehung. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das?" Und die junge Frau antwortet: "Ja, Herr, ich glaube. Du bist Christus, der Sohn Gottes (Joh 11,25-26)."