Gott erwartet keine Hochglanzversion von uns
Kinder gehen anders mit Problemen um, und sie scheuen weder Matsch noch Dreck. Sie sind auch keine Perfektionisten. Anders Erwachsene, sie wollen alles sauber haben - und stehen sich dabei oft selbst im Weg.
Kinder sind echte Profis im Probleme lösen, finde ich. Wie Matthis neulich. Sechs Jahre ist er alt, ein kleiner Pöks. Bei strahlendem Sonnenschein gönnte er sich eine Kugel Erdbeereis in der Waffel. Er schleckte es genüsslich. Dann ging plötzlich sein Schuh auf. Matthis schaute nach unten, dann auf sein Eis - und drückte es kurzerhand kopfüber auf den Asphalt, um beide Hände frei zu haben. Ganz entspannt band er seine Schnürsenkel zu, hob das Eis wieder vom Pflaster auf - und schleckte fröhlich weiter.
Erwachsene machen aus allem einen Staatsakt
Ich habe nur gestaunt. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich vermutlich einen halben Staatsakt daraus gemacht: hektisch einen Sitzplatz gesucht, überlegt, ob ich Hilfe brauche, misstrauisch die Umgebung gescannt, wer wohl vertrauenswürdig genug ist, mein Eis zu halten - und dabei wäre wahrscheinlich die halbe Kugel schon weggeschmolzen.
Mehr Mut als Hochglanz und Perfektionismus
Wie oft machen wir Erwachsenen uns das Leben unnötig schwer, weil wir glauben, alles müsse perfekt sein, sauber gelöst und richtig laufen? Gott erwartet keine Hochglanzversion von uns. Er traut uns zu, auch mal unkonventionelle Lösungen zu finden - und mitten im Leben das Genießen nicht zu vergessen. Manchmal braucht es dafür nur ein bisschen Mut. Und ein Erdbeereis.
