"Für mich soll's rote Rosen regnen"
"Für mich soll's rote Rosen regnen" - das bekannteste Lied von Hildegard Knef erschien 1968. Sie selbst hat den Text als "hoch agressiv" bezeichnet. Es gibt zahlreiche Cover - 1992 entstand eine Rockversion von Knef mit Extrabreit.
Einige Dutzend sind bei der Trauerfeier zusammengekommen. Da ist die bürgerliche Familie des Verstorbenen und da ist noch eine andere Art von Familie, Wahlverwandtschaften aus St. Pauli. Sie alle trauern um Thomas, der seine große Freiheit auf dem Kiez gesucht hat. Ein Leben auf der Überholspur. Von allem zu viel. Zum Onkel Doktor zu gehen - dazu hat Thomas so gar keine Lust gehabt. Dann war es irgendwann zu spät. Jetzt heißt es Abschied zu nehmen. So stehen wir im Halbkreis am Grab, so ganz unterschiedliche Menschen, die sich sonst wohl kaum getroffen hätten.
Da ist vieles schmerzhaft an diesem Leben und Sterben, deshalb - so denke ich - soll es jetzt besonders schön sein. Das kann die Seelen der Trauernden vielleicht trösten.
"Für mich soll's rote Rosen regnen" als Trauerlied
So hören wir das Lied von Hildegard Knef "Für mich soll's rote Rosen regnen". Thomas hat diese alten Schlager so geliebt. Und so tritt einer nach dem anderen ans Grab und lässt Rosenblätter über die Urne regnen. In Gedanken an einen Menschen, der es nicht immer leicht hatte, der nicht "auf Rosen gebettet" war, wie man so sagt. "Für mich soll's rote Rosen regnen / Mir sollten sämtliche Wunder begegnen / Die Welt sollte sich umgestalten / Und ihre Sorgen für sich behalten …" So heißt es in diesem Lied, oft gehört aus der Jukebox in den alten Kneipen von St. Pauli. Die Zeilen kommen mir ganz nahe: "Und heute, sage ich still, ich sollt / Mich fügen, begnügen / Ich kann mich nicht fügen / Kann mich nicht begnügen / Will immer noch siegen / Will alles, oder nichts …"
"Wollen uns nicht fügen und begnügen" - trotzige Liedzeile
Stimmt das nicht? Wir haben doch alle hohe Ansprüche an unser Leben, wollen uns nicht fügen und begnügen. Ich fand diese Liedzeile immer so trotzig und ehrlich: alles oder nichts! Und doch ist es ein Ringen und Abwägen zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Am Ende unserer Tage, wenn alle Kämpfe schweigen, möchte ich mir vorstellen, dass Gott rote Rosen für uns regnen lässt.