"Ein großer einstündiger Frieden"
Manchmal habe ich eine ziemlich lange Leitung. Und brauche meine Zeit, um zu verstehen. Nachdem nun schon gut eine Woche ins Land gegangen ist, wird mir erst klar, was mich an der Trauerfeier für Königin Elisabeth II. wirklich beeindruckt hat, sagt Pastor Michael Ellendorf.
Nicht das ganze Brimborium, nicht das Zeremonielle - und ganz bestimmt nicht die vielen Uniformen. Ich war auch nicht ernstlich traurig; da würde ich lügen. Was mich berührt hat, waren die vielen Menschen. Die 2.000 ausgewählten Großkopferten in Westminster Abbey, die draußen vor der Tür, in der Stadt London, in Großbritannien, ja auf der ganzen Welt.
Sehr unterschiedliche Menschen waren eine Stunde vereint
Menschen, die mindestens für diese eine Stunde einmal stillgehalten haben. Die keine Politik gemacht haben, nicht ihren Geschäften nachgegangen sind, sich nicht im täglichen Klein-Klein verloren haben. Menschen, die so nie wieder zusammenkommen werden, die sich womöglich vorher nicht mal grün waren: Da waren sie für eine Stunde vereint. Ein großer einstündiger Frieden.
"Die meisten Trauerfeiern sind friedlich"
Oh ja, ich höre schon die Kritik: Was soll das denn bringen? Weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht genau. Und, natürlich, muss denn erst jemand sterben, damit Menschen mal zusammenkommen? Scheint so, ja. Das ist meine Erfahrung als Pastor, die allermeisten Trauerfeiern - ob nun zehn Menschen dabei sind oder zig Millionen - sind friedlich. Bei aller Trauer, bei allem Knatsch, den es vorher gab: Dann ist mal Ruhe. Sitzen wir schließlich alle in einem Boot, angesichts des Todes. Und, lohnt nicht mehr zu streiten und irgendetwas besser zu wissen. Wir sind alle keine Engel, nobody is perfect. Du nicht, ich nicht, Elisabeth II. auch nicht. Also, lasst es uns friedlich zu Ende bringen. Soll Gott das letzte Wort haben.