Eine Frau flüstert einen anderen Frau etwas ins Ohr. © picture alliance / Westend61 Foto: William Perugini

Ein frommer Wunsch gehört unbedingt in Gottes Ohr

Stand: 21.02.2025 16:40 Uhr

Viele bekannte Redensarten haben ihren Ursprung in der Bibel. Auch "Dein Wort in Gottes Ohr" gehört dazu. Doch was bedeutet dieses Sprichwort eigentlich? Andreas Brauns klärt auf.

von Andreas Brauns

Wer das sagt, meint damit: Ich hoffe ja wirklich, du hast Recht mit dem, was du sagst. Aber ich vermute, du liegst daneben. Nein, du wirst nicht erhört mit deinem Anliegen - auch nicht von Gott. Trotzdem sage ich: "Dein Wort in Gottes Ohr, in seinem Gehörgang. Aber, um ehrlich zu sein, ich bin skeptisch, dass dein Wort Gott erreicht." Seit Jahrtausenden hoffen Menschen darauf, von Gott gehört zu werden. Und zu allen Zeiten lagen ihm viele in den Ohren, weil sie ihn immer und immer wieder um etwas gebeten haben. Andere waren und sind da eher skeptisch, ob das überhaupt sinnvoll ist. Skeptisch bin ich auch, wenn von oder über Gott geredet wird.

"Gott ist Luft für dich? Dann atme tief ein"

Kommt das an - in den Ohren der Menschen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Theologe Hans-Joachim Höhn in seinem Buch "In Gottes Ohr". Als Mann, der sonst lange Texte schreibt, bietet er hier - oft mit feiner Ironie - eine Fülle von sehr kurzen Gedanken, von Merksätzen rund um Glaube, Kirche und über und von Gott. Nach dem Motto: "Was nicht in kurze Texte passt, ist kaum der Rede wert!" Aber kurze Texte gehen ins Ohr - und sie geben zu denken. Ein Beispiel: "Gott ist Luft für dich? Dann atme tief ein." Allein über diese zwei Zeilen könnte jemand ein Buch schreiben. Wenn es um die Kirche geht, heißt es: "Wer stets von Hirt und Herde schwärmt, schielt auf die Stellung des Schäferhundes."

Auf das Beste hoffen - Dein Wort in Gottes Ohr

Das klingt zunächst fremd, hinterfragt aber ein gängiges Kirchenbild. Höhn ist davon überzeugt: Skeptische Menschen lassen selten erkennen, dass sie genau das erhoffen, was sie anzweifeln. Noch seltener geben sie zu, dass sich hinter ihrem Zweifel ein frommer Wunsch verbirgt. Aber der gehört unbedingt in Gottes Ohr, so Höhn. Doch wird der Wunsch gehört? Wenn ja, dann wäre es vorbei mit den Fragezeichen, die Zweifelnde hinter alles setzen. Auch hinter die pointierten Merksätze von Hans-Joachim Höhn in seinem Buch "In Gottes Ohr". Sie geben nicht nur skeptischen Menschen zu denken, die sich irgendwann aus dem Staub machen, aus dem sie gemacht sind.

Dieses Thema im Programm:

Kirche im NDR | 22.02.2025 | 09:15 Uhr

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