Ein Stuhl steht vor einem umgekippten Baumstamm. © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

Es gibt viele Wege Gott näherzukommen

Stand: 08.08.2023 11:00 Uhr

Ob beim Spiel, in der Musik oder durch Sitzen und Nichtstun: Es gibt viele Wege Gott zu begegnen oder zu finden. Es geht darum, alles um sich herum zu vergessen - und ganz bei sich selbst zu sein.

von Oliver Vorwald

Post von Klaus. Eine Karte vom Ausflug nach Trier, so erzählen es seine Zeilen über Mosel, Porta Nigra und Karl-Marx-Haus. Auf der Bildseite findet sich aber kein typisches Reisemotiv, sondern ein kurzer Satz in fetten roten Buchstaben: "How to find GOD, wie kann ich Gott finden". Drumherum elf Kuli-Krakeleien, koloriert mit Filzstift. Sie wollen auf die große Frage in der Mitte antworten.

Mit Musik Gott näherkommen

Krypta im Kloster Fischbeck © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Noch heute erklingen in vielen Klöstern alte Choräle.

Ich muss schmunzeln. Denn alle diese launigen, humorvoll klingenden Antworten sind hochtheologisch. Nehmen wir mal die gregorianischen Choräle. Ihren Ursprung haben sie in den Klöstern des 7. und 8. Jahrhunderts. Es sind sphärische Gesänge, sie klingen wie die Musik aus einer anderen Welt. Noch heute werden sie in zahlreichen Klöstern täglich gesungen. Die Frauen und Männer, die dort leben, haben nur ein Ziel: Gott nahekommen. Die Musik hilft ihnen dabei.

Gottfried Wilhelm Leibniz bedient sich der Mathematik

Aber Gott lässt sich auch über die Mathematik auf die Schliche kommen. Gottfried Wilhelm Leibniz ist davon überzeugt gewesen. Der Religionsphilosoph zählt zu den klügsten Köpfen der Weltgeschichte. Er entwickelt im 17. Jahrhundert das Dualsystem aus Null und Eins, heute Grundlage aller Computerprogramme. Leibniz identifiziert die Ziffer Eins mit Gott. "Denn ohne Gott ist nichts", schreibt er.

Und dann wäre da noch der Postkarten-Tipp, Gott im Spiegel zu entdecken. Der findet sich ganz ähnlich in den Psalmen. Da schwärmt ein Beter: "Gott, du hast mich wunderbar gemacht. Dass der Mensch ein Wunder ist. Wer einmal ganz unvoreingenommen in den Spiegel blickt, tief in sich hinein, der wird bestimmt einen heiligen Schauer spüren.

Einfach dasitzen und zu sich selbst kommen

Aber den wichtigsten Ratschlag von Klaus' Karte, um Gott näherzukommen, ist für mich dieser Hinweis: "Sit for at least 17 minutes on a chair and do nothing." Setz dich auf einen Stuhl. Tue nichts - für 17 Minuten. Rede mit einem Fremden. Play, Spiele. "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." So schreibt das Friedrich Schiller. Er meint damit nicht bloß Playstation, Fußball oder Mau Mau. Er denkt an den Moment, wo du so ins Spiel versunken bist, dass du alles um dich herum vergisst. Dann bist Du ganz bei dir selbst. Das ist die Gegend, wo Gott spazieren geht.

Gott näherkommen. Einen Tipp, wie das gelingt, fehlt allerdings auf der Postkarte von Klaus. Ich denke da an einen Satz, der Martin Luther zugeschrieben wird. Der lautet folgendermaßen: "Mit jedem Kind ertappst du Gott auf frischer Tat."

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 19.08.2023 | 09:20 Uhr

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