Erleichterung statt Aufputschen müssen
Vor 15 Jahren starb Michael Jackson an einer Überdosis Propofol. Drogen und Medikamente - ein gesellschaftliches Problem, um dem täglichen Druck standzuhalten. Sarah Oltmanns wünscht sich Erleichterung für Betroffene - von jedem von uns.
Jeden Tag gibt sie alles, Elsa, wenn sie arbeiten geht, in der kleinen Bäckerei am Bahnhof. Sie steht früh auf, mitten in der Nacht könnte man sagen, um Brötchen aufzubacken und Stullen zu schmieren. Es strengt sie an, weil sie viel stehen muss und rumhantieren, und es stresst sie, wenn großer Andrang herrscht, zu Stoßzeiten, und alle nen Coffee to go haben wollen und das Ei-Brötchen lieber mit Remoulade, statt mit Butter, aber sofort, denn der Zug fährt ja gleich.
Irgendwann meinte ihr Chef, sie müsse noch mehr leisten, wenn sie den Job behalten will. Sie überlegte, aufzuhören, aber dann schob ihr ne Bekannte was rüber, und Elsa merkte: mit Crystal kann sie sogar zwölf Stunden abreißen und sie kann wieder mithalten, mit den Erwartungen vom Chef.
Es bräuchte Erleichterung
Elsa zahlt einen hohen Preis, gesundheitlich, aber auch sozial. Wenn es rauskommt, wird sie nicht nur bestraft, sondern auch ausgegrenzt. So richtig geholfen ist ihr also nicht. Immer, wenn ich an ihrem Tresen stehe, beschäftigt mich ihr Schicksal und das der Tausend anderen, bei uns im Land, die sich etwas einwerfen müssen, um zu überstehen, um überleben zu können. Ich finde, es bräuchte Erleichterung, gesellschaftlich, mit dem ganzen Druck. Und diese Erleichterung beginnt auch bei mir, indem ich hingucke und sehe: Auch andere, auch Elsa, haben es zu schaffen, und vielleicht genügt mir dann auch die Butter auf dem Brötchen mit Ei, wenn es wieder übervoll ist beim Bäcker am Bahnhof…
