Stand: 09.11.2005 23:15 Uhr

80 Jahre Fußballreportagen im Radio

 

"Hier versteht man sein eigenes Wort nicht mehr. Hier tobt der Hexenkessel, die Spieler reißen sich die Trikots vom Leib!", so klingt Fußball bei der Bundesliga-Schaltkonferenz. Reporter in allen Stadien, rascher Schauplatzwechsel, die legendäre Schlusskonferenz und große Emotionen - dafür steht die Schaltkonferenz wie kaum ein zweites Event im Radio. Fußball-Reportagen im Hörfunk haben eine lange Tradition: Vor 80 Jahren wurde zum ersten Mal über ein Spiel live berichtet. Zapp über die Faszination Fußball im Radio.

"Tor in Nürnberg. Ich pack' das nicht! Ich halte das nicht mehr aus! Ich will das nicht mehr sehen, aber sie haben ein Tor gemacht!" Günther Koch am 29. Mai 1999, als dem 1. FC Nürnberg der sicher geglaubte Klassenerhalt in letzter Minute durch die Lappen ging. Wo sonst sind Spielberichte so voller Emotionen wie im Radio? Jeden Samstag zwischen 15.30 Uhr und 17.15 Uhr hören bis zu zehn Millionen Fans, wo auch immer in Deutschland, die Bundesliga im Radio. Ein Erlebnis der besonderen Art. Fan in Kneipe: "Dieses Hören. Das ist spannender, wenn Du das nur hörst. Die Schreierei im Ganzen. Der Rhythmus läuft da ganz anders. Und dann hinterher kann man das Fernsehen einschalten."

Lange Tradition

Vor gut 80 Jahren in Münster: Die erste Radioübertragung eines Fußballspiels in Europa. Den 5:0-Sieg von Preußen Münster über Arminia Bielefeld kommentierte Bernhard Ernst. Seitdem haben Fußballreporter Geschichte geschrieben. Allen voran: Der im Mai verstorbene Kurt Brumme. Ein halbes Jahrhundert lang kommentierte er die Liga. Nach dem Krieg zunächst aus völlig zerstörten Stadien. Kurt Brumme, Fußballkommentator, 1999: "So waren wir auf Plätze angewiesen, die sehr luftig waren. Also Stadiondach. Da musste man raufkommen, über Leitern. In Schalke musste man über Bretter laufen und in Köln auch über Bretter, weil Einsturzgefahr bestand. Nur ganz bestimmte Stellen waren von der Baupolizei freigegeben, wo wir dann drüberkletterten, um zum Mikrofon zu kommen." Auch das "Wunder von Bern" ist eng mit der Stimme eines Radioreporters verbunden: Herbert Zimmermann: "Halten Sie die Daumen! Auch wenn Sie sie vor Schmerz zerdrücken. Jetzt ist es egal, drücken Sie!" Sein Überschwang übertrug sich auf das gesamte Land.

Leidenschaft im Radio

Die Leidenschaft, mit der die Reporter berichten, ist ungebrochen. Auch die Begeisterung der Fans hat trotz des Fernsehens nicht nachgelassen. Wurden in den ersten Jahren der Liga nur ausgewählte Spiele übertragen, kann der Fan heute bei der Konferenzschaltung alle Spiele live verfolgen. So schön kann Fußball sein. Toni Schumacher, Fußballstar: "Da ist Hektik drin, da ist Dynamik drin. Und vor allen Dingen: Man sieht ja mit den Ohren." Und kann mitverfolgen, wie selbst gestandene Reporter wie Günther Koch ihre Fassung verlieren: "Hallo, hier ist Nürnberg. Wir melden uns vom Abgrund. Ich halt' das nicht mehr aus. Nein, es tut mir leid. Das musste nicht sein! Das musste nicht sein!"

Dieses Thema im Programm:

ZAPP | 09.11.2005 | 23:15 Uhr

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