Zeitreise: Die "Alte Landapotheke"
von Thomas Kahlcke
"Heute ist es eigentlich kaum noch Apotheker-Handwerk, sondern es ist - wenn man es deftig ausdrückt - Schubladen-Ziehen", sagt Peter Sommer mit einem Augenzwinkern. Der 80-Jährige kann sich solche Aussagen erlauben: Peter Sommer hat jahrzehntelang die Apotheke am Markt in Burg in Dithmarschen geführt. Er hat das klassische Apothekerhandwerk noch gelernt und weiß, wie aufwendig der Beruf in früheren Zeiten war.
Apothekerlaufbahn in die Wiege gelegt
Bereits der Vater Hermann Sommer hatte die Apotheke. Als der das Inventar erneuerte, lagerte er die gesamte Ausstattung der ehemaligen alten Landapotheke im Keller ein. Von dort ließ sie Sohn Peter Sommer ins Burger Museum "Ditmarsium" umziehen. Jetzt steht dort die vielleicht einzige komplett erhaltene Landapotheke Deutschlands aus dem 19. Jahrhundert.
Relikte aus vergangenen Zeiten
Und das bedeutet: Laboratorium und Giftschrank, Stoßkammer und Offizin. Alles ist erhalten - mitsamt Trockenofen, Perkulator, Reagenzgläsern und den vielen anderen Dingen, aus denen ein Landapotheker vor 150 Jahren die Heilmittel herstellte. Sogar einen Apothekergarten haben die Museumsleute hinter dem Haus angelegt. Und so kann Peter Sommer etwa aus den Blättern des Beinwell in vielen einzelnen Schritten eine Tinktur herstellen, die gegen Muskel- und Gelenkschmerzen hilft.
Apotheker war mehr als nur "Medizinmann"
Ebenfalls erhalten sind Bestellzettel, mit denen die Menschen der umliegenden Dörfer Arzneien orderten; denn auch die Versorgung der damals ja noch nicht so mobilen Dorfbewohner gehörte zu den Aufgaben der Landapotheke. "Mein lieber Medizinmann", ist dort etwa zu lesen. "Da wir dauernd vom Unglück verfolgt sind, möge ich Sie bitten, meiner Tochter etwas zum Reinigen zu geben."
