Sendedatum: 06.11.2012 21:15 Uhr

Das kann man nicht verzeihen

Falsche Freunde - hilflose Eltern

Tatsächlich hat Uwe mit den Falschen Kontakt. Doch die Eltern tun sich schwer, die Anzeichen dafür zu erkennen. "Das hat damit begonnen, dass er sich eine Bomberjacke gekauft hat. Damals wussten wir gar nicht, dass das schon ein Zeichen einer Tendenz war. Zu Hause durfte er zum Beispiel niemals eine Fahne aufhängen, niemals Material hinhängen, was auf rechte Gesinnung deutet, er durfte keine Musik hören hier. Sie haben die Bilder gesehen. Sein Zimmer war ein ganz normales Jugendzimmer mit anderen CDs, Musikanlage, Fernseher, alles was so dazu gehört, Schulsachen. Aber nichts was in irgendeiner Weise auf rechte Gesinnung zeigte."

"Unsere Schuld wird es sein, dass wir diese kleinen Anzeichen nicht gedeutet haben, oder die Schwere nicht richtig erkannt haben. Dass wir immer noch gedacht haben, das wird wieder. Das wird schon werden, er wird älter, er wird vernünftiger, er kommt aus der Pubertät raus. Das war eigentlich so unsere Hoffnung. Das könnte ich mir jetzt zum Vorwurf machen, dass wir diese kleinen Anzeichen nicht in der Schwere gedeutet haben. Aber was hätten wir machen können, wenn wir es besser erkannt hätten? Das frage ich mich natürlich auch. Was hätten wir machen können?"

Sie erzählen, wie sie ihren Sohn für seine Parolen zur Rede gestellt haben. "Zum Beispiel: Ausländer raus. Schauen sie, wir hatten in der DDR doch gar nicht viele Ausländer. Wir kannten die doch gar nicht. Oder, die Juden haben an allem Schuld. Ich habe gefragt, kennst Du überhaupt Juden? Wir kennen keine, wir haben gar keine gekannt. Was soll denn das? Woran erkennst Du überhaupt Juden? Er hat nicht geantwortet oder ist in sein Zimmer gegangen. Er wollte nicht mit uns darüber sprechen. Er ist der Sache aus dem Weg gegangen."

Hoffnungsschimmer Lehre

Nach einem Aufenthalt im Gefängnis schafft es Uwe Böhnhardt, sich nochmal zusammenzureißen. Er schließt erfolgreich eine Lehre ab, verliert kurz danach aber wieder seine Arbeit. Auch diese Chance dahin. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon längst Uwe Mundlos kennengelernt, mit denen er später abtauchen wird. "Er war älter, er hatte schon eine eigene Wohnung, er hatte ein Auto, er war also selbständig. Das fand natürlich unser Uwe sehr toll. Das hat ihm gefallen. Er war niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Und unserem Sohn hat das nicht so wirklich gefallen, dass er uns Rechenschaft schuldig war, dass wir gefragt haben, wo warst du, was hast du getan.

Eigentlich habe ich gehofft, dass der Uwe Mundlos unseren Sohn darin bestärkt, sich weiterzuentwickeln, weil er intelligenter war. Ich hätte nicht gedacht, dass der Uwe Mundlos noch radikaler ist. Das habe ich damals nicht registriert, ich habe es nicht gewusst und nicht geahnt. So ist er nicht aufgetreten. Ich sehe ihn immer noch als charmanten jungen Mann hier, der intelligent ist, der sich weiterentwickelt, der wollte sein Abitur nachholen und studieren. Ich hab gesagt: Wow, da wird noch mal was aus dir, junger Kerl. Vielleicht zieht er den Uwe auch mit."

Die Freundin: Beate Zschäpe

Hoffnung keimt bei den Böhnhardt auch, als Uwe eines Tages fragt, ob er seine Freundin mit nach Haus bringen dürfe. "Für mich war das ein Beweis, dass es aufwärts geht. Er hat jetzt eine Freundin. Und für mich war immer die Hoffnung, dass er ein Mädchen kennenlernt, das ihn mitreißt. Das sagt, den Scheiß machst Du nicht mehr mit. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass Beate überhaupt zu dieser rechten Gruppe gehört. Selbst das ist uns erst bewusst geworden, ab letzten November. Sie ist ja aufgetreten als Uwes Freundin, wir haben sie akzeptiert als Uwes Freundin. Sie wurde in die Familie mit eingebunden. Sie ist auch bei der Familie meines älteren Sohnes mit gewesen. Die haben sich verstanden. Sie war immer höflich, freundlich hat auch mal was mit angefasst, wenn wir mal so was vorhatten, so Kaffee Gedeck. Ich fand sie richtig nett."

Die Situation zuhause wird immer schwieriger. Immer wieder müssen die Böhnhardts ihren Sohn bei der Polizei abholen. Prügeleien, Einbrüche. Und natürlich seine Mitgliedschaft in der "Kameradschaft Jena" und im "Thüringer Heimatschutz". Auch die Wohnung der Eltern wird durchsucht.

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Panorama - die Reporter | 06.11.2012 | 21:15 Uhr