Hungerstreik gegen die Allianz
Nachdem Familie Bernert in der seit Jahrzehnten andauernden Auseinandersetzung mit der Allianz-Versicherung Ende Mai vor dem Bundesgerichtshof eine schwere Niederlage erlitten hatte, ist Claudia Bernert nun in den Hungerstreik getreten. Verzweiflung und Sorge um ihren Sohn ließen ihr keine andere Möglichkeit, so Bernert. Seit dem 7. Juli protestiert sie jeden Tag ab 10 Uhr vor dem Allianzgebäude in Schwabing.
Schwere Fehler und Versäumnisse
Denn die Familie hat von der Allianz offenbar keinen Euro mehr zu erwarten. Seit der Geburt ihres schwerstbehinderten Sohnes Daniel vor 29 Jahren kämpft die Witwe um eine Entschädigung. Sie lastet Arzt, Hebamme, einer Krankenschwester und dem Krankenhaus Immenstadt schwere Fehler und Versäumnisse an - und zwar vor, während und nach der Entbindung ihres Sohnes Daniel. "Panorama - die Reporter" hatte mehrfach über das Schicksal der Familie berichtet und die jahrzehntelange rechtliche Auseinandersetzung abgebildet.
Angemessene finanzielle Unterstützung
Der BGH hatte sich der Argumentation des OLG Münchens angeschlossen: Demnach sollen 80 Prozent der schweren Hirnschädigung von Daniel Bernert vor der Geburt im Mutterleib eingetreten sein. Nur 20 Prozent seien auf Behandlungsfehler bei der Geburt zurückzuführen. Die Versicherungen hatten deshalb insgesamt 440.000 Euro an Familie Bernert überwiesen. Daniel Bernert wurde zudem eine monatliche Rente von 710 Euro zugesprochen.
Der Versicherungskonzern erklärte, dass die auf der Basis des OLG-Urteils fälligen Zahlungen bereits vollständig geleistet worden seien. Über das jetzt vor dem Bundesgerichtshof bestätigte Urteil könne sich die Allianz nicht hinwegsetzen, heißt es in einer Pressemitteilung. Man habe keinen Handlungsspielraum mehr. Weiter heißt es: "Ein Versicherer darf grundsätzlich aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr über Schaden- und Ausgleichszahlungen entscheiden, wenn der Umfang der Schadenersatzpflicht rechtskräftig feststeht."
Claudia Bernert will sich damit aber nicht zufrieden geben: Sie fordert von der Allianz eine höhere finanzielle Unterstützung - denn ihr schwerstbehinderter Sohn benötige intensive Pflege rund um die Uhr, ein finanzieller Mehraufwand, der durch die Rente kaum gedeckt sei. Ein Vergleichsangebot der Allianz über 1,8 Millionen Euro hatte Familie Bernert zuletzt abgelehnt. Allein Unterbringung und Pflege von Daniel Bernert kostet derzeit monatlich rund 6000 Euro. Dafür kommt derzeit der Sozialversicherungsträger – und damit die Allgemeinheit - auf.