Streit um Brandschutz: Lübecker Pflegeheim gerettet

Stand: 13.02.2024 15:35 Uhr

Monatelang stritten sich Lübecks Stadtverwaltung und Bürgerschaft, ob das Pflegeheim Heiligengeist-Hospital geschlossen werden sollte oder nicht. Nach zwei Gutachten können die Bewohner nun aufatmen.

von Jan Körner

Um die Senioreneinrichtung Heiligengeist-Hospital in Lübeck tobt seit 15 Monaten ein politischer Streit, Bürgermeister gegen Bürgerschaft. Es geht vor allem um Brandschutzverordnungen. Ende September vergangenen Jahres sollte das Heim geschlossen werden. Mehrere Bewohner sind deswegen schon ausgezogen.

"Es war bis zur letzten Sekunde sozusagen auf der Kippe. Der Bürgermeister sagt, eine Schließung ist alternativlos, während ja wir immer glaubten, das stimmt ja so alles gar nicht", sagt Birga Alheid, deren Schwiegermutter im Heiligengeist-Hospital lebt.

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Das Hospital zum Heiligen Geist am Lübecker Kolberg. © imago images/Waldkirch

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Stadtverwaltung wollte Heim komplett schließen

Und sie wird Recht behalten. Denn eigentlich ging es darum, ob der Brandschutz im laufenden Pflegeheimbetrieb saniert werden kann. Dazu gab es ein Gutachten eines Sachverständigen, demnach hätte man den Brandschutz wieder herstellen können, ohne das Heim komplett zu schließen. Der Bürgermeister und seine Stadtverwaltung aber waren anderer Meinung: Das Haus sei zu marode, eine Erneuerung des Brandschutzes zu teuer.

Dabei hatte die Lübecker Bürgerschaft eigentlich schon entschieden, die Einrichtung zu retten, sagte Axel Flasbarth (Büdnis 90/Die Grünen) im vergangenen Jahr. "Wenn die Bürgerschaft entschieden hat, wir möchten gerne alles tun, um diese drohende Nutzungsuntersagung zu verhindern, ist es Aufgabe des Bürgermeisters, das zu tun. Und wenn der Bürgermeister das dann trotzdem nicht macht, (…) dann greift er in die Willensbildung ein. Das ist nicht seine Rolle, das ist nicht seine Aufgabe, und das ist auch nicht zulässig."

Doch für den Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) war der Brandschutz keine politische Frage, sondern eine der Bauaufsicht - und damit eine der Stadtverwaltung. Darüber hinaus seien bei ersten Arbeiten am Gebäude deutlich größere Schäden vorgefunden worden als erwartet, "sodass eben nicht der eigentliche Plan umgesetzt werden konnte", sagte Lindenau im vergangenen Jahr.

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Für Bewohner wurden Plätze freigehalten

Und so hat die Stadt für die Bewohner des Heiligengeist-Hospitals in mindestens vier Einrichtungen Plätze freigehalten. Mehrere Bewohner zogen aus. Birga Alheid erzählt: "Die haben in anderen Heimen 40 Plätze freigehalten. Also da gab es auch in allen anderen städtischen Heimen lange ein Aufnahmestopp, was auch für alte Lübecker Bürger ein großes Problem ist, die plötzlich in eine Einrichtung müssen oder für Angehörige, die jemanden unterbringen wollen."

Teure Kehrtwende

Doch dann plötzlich eine Kehrtwende: Die Stadt gab noch ein zweites Gutachten in Auftrag und auch das kam zu dem Schluss: Der Brandschutz könne bei laufendem Betrieb saniert werden. Die Stadt Lübeck entschied nun im letzten Moment, das Heim doch nicht zu schließen. Lediglich einzelne Bereiche müssten für die Sanierung geschlossen werden, schreibt eine Sprecherin des Bürgermeisters.

Zu diesem Schluss war aber auch bereits das erste Gutachten aus dem März 2023 gekommen. Das Hin und Her hat viel Geld gekostet: mehr als 370.000 Euro in den vergangenen zwei Jahren, schreibt die Sprecherin. Lindenau möchte sich nicht erneut im Interview äußern.

Die übrig gebliebenen Bewohner im Heiligengeist-Hospital sind erleichtert. Birga Alheid freut sich für ihre Schwiegermutter: "Wir haben geschafft, dass die Tür, wenn wir auf den Drücker gehen, noch aufgeht und nicht für immer zu gemacht ist."

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 13.02.2024 | 21:15 Uhr

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