Stand: 21.02.2017 21:30 Uhr

Spalten statt integrieren: Einblick bei DITIB

von Jörg Hilbert, Karaman Yavuz

Seit Wochen steht der türkisch-islamische Verband DITIB in der Kritik. Nun gibt es neue Vorwürfe gegen DITIB-Funktionäre. Bei Facebook haben Reporter von Panorama 3 Beispiele für demokratiefeindliche Parolen im DITIB-Umfeld gefunden.

Dort postete etwa der Vorsitzende des DITIB-Moscheevereins in Hamburg-Wilhelmsburg, Ishak Kocaman, ein Bild mit folgendem Zitat: "Demokratie ist für uns nicht bindend. Uns bindet der Koran." Unsere Interviewanfragen dazu an DITIB blieben bisher unbeantwortet. Erst an der Moschee in Hamburg-Wilhelmsburg kommt Panorama 3 mit Funktionär Kocaman ins Gespräch. Er entgegnet uns, nicht seine Facebook-Posts, sondern seine Arbeit für die Menschen vor Ort seien wichtig.

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"Emotionale Jugendliche"

Wir erzählen ihm von einem unserer Fundstücke: Ein junger Mann, der nach eigenen Angaben für DITIB in der Jugendarbeit aktiv ist, postet ein Video von einer Fahrt nach Mekka. Auf seiner Facebook-Seite feiert er Erdogan als Kriegsherrn und droht offen: "Mein Führer, gib uns den Befehl und wir zerschlagen Deutschland." Was sagt DITIB-Funktionär Kocaman dazu? "Das sind Jugendliche, die vielleicht etwas ein bisschen emotional geschrieben haben. Die Tatsachen sind immer wichtiger, da passen wir schon auf", sagt er im Gespräch mit Panorama 3.

"Gegen die Integration"

Friedmann Eißler, Religionswissenschaftler
Sieht die DITIB-Aktivitäten kritisch: Friedmann Eißler.

Der Religionswissenschaftler Friedmann Eißler sieht DITIB kritisch: "Meines Erachtens ist das programmatisch gegen die Integration ausgerichtet, was an Strukturen bei DITIB da ist." Es kämen verschärft auch extremistische Inhalte hinzu. Auch in der Politik wird über die Zusammenarbeit mit DITIB diskutiert. Kritisiert wird immer wieder die große Abhängigkeit des Islamverbandes von der türkischen Religionsbehörde. Diese entsendet und bezahlt die Imame und nimmt direkten Einfluss auf die Politik von DITIB in Deutschland.

Wofür steht DITIB?

DITIB ist eine Abkürzung für "Diyanet İşleri Türk İslam Birliği", auf Deutsch: "Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion". Der größte islamische Dachverband bundesweit hat seinen Sitz in Köln und umfasst rund 900 Moscheegemeinden. Das Ziel von DITIB ist es nach eigenen Angaben, Muslimen einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Neben Gemeindezentren organisiert der Verein Bildungs-, Sport- und Kulturangebote.

Doch immer wieder wird kritisiert, dass die DITIB der türkischen Religionsbehörde unterstehe und eine zu große Nähe zum türkischen Staat und der regierenden AKP von Präsident Erdogan habe.

Kritik an Vertrag mit DITIB

In Niedersachsen ruhen derzeit die Verhandlungen über einen Religionsvertrag mit DITIB, der die Integration von Muslimen fördern soll. In Hamburg wird über den bestehenden Vertrag heftig diskutiert. Die Hamburgische Bürgerschaft lehnte Anfang Februar mit den Stimmen der rot-grünen Koalition und der Linken eine Kündigung oder Aussetzung des Vertrags ab. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz bekräftigte, man wolle am Vertrag festhalten.

Doch nach den neuen Vorwürfen fordert die Hamburger CDU jetzt Konsequenzen: "Wer so etwas äußert hier, auch in so führender Stellung, der kann kein Partner unserer Gesellschaft sein. Der ist Gegner unserer Gesellschaft. Die Konsequenzen können nur sein, dass wir diesen Staatsvertag mit DITIB jetzt aussetzen", sagt der Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzende André Trepoll.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 21.02.2017 | 21:15 Uhr

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