Stand: 20.12.2013 12:54 Uhr

Mutmaßlicher Pirat in Osnabrück angeklagt

von Sabine Puls
Geiseln bei der Entführung der "Marida Marguerite"
Die Crew der "Marida Marguerite" ist monatelang festgehalten und misshandelt worden.

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat Anklage gegen einen mutmaßlich hochrangigen Piraten aus Somalia erhoben, der an derEntführung des deutschen Tankers "Marida Marguerite"maßgeblich beteiligt gewesen sein soll. Nach Informationen des NDR Politikmagazins Panorama 3 werden dem Mann Piraterie und schwerer erpresserischer Menschenraub vorgeworfen. Dem Mann wird außerdem vorgeworfen, gemeinschaftlich mit anderen Piraten Mitglieder der Besatzung schwer misshandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat dies mittlerweile bestätigt.

War der Verdächtige einer der Drahtzieher der Entführung?

Der Mann war am 8. Mai 2013 in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung Gießen festgenommen worden. Er soll unter falschen Personalien nach Deutschland eingereist sein und wurde bei der Einreise von der Bundespolizei kontrolliert. Eine Überprüfung seiner Fingerabdrücke ergab, dass er dringend verdächtigt wird, an Bord des Schiffes gewesen zu sein. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass er einer der Drahtzieher der Entführung gewesen sein könnte. An Bord soll er regelmäßig das Kommando über die übrigen Piraten geführt haben.

Längste Schiffsentführung in der jüngeren deutschen Seefahrtsgeschichte

Der Chemikalientanker "Marida Marguerite" war im Mai 2010 von somalischen Piraten entführt worden. Erst nach fast acht Monaten wurde er gegen ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar wieder frei gegeben. Es handelt sich um die längste Schiffsentführung der jüngeren deutschen Seefahrtsgeschichte. Die 22-köpfige Crew aus Indien, Bangladesch und der Ukraine war von den Piraten schwer körperlich misshandelt und gedemütigt worden. Mehrfach wurden Scheinhinrichtungen durchgeführt, einigen Besatzungsmitgliedern wurden die Genitalien mit Kabelbindern abgebunden.

Weitere Informationen
Der Chemikalientanker "Marida Marguerite". © © NDR/LKA Niedersachsen

Das Folterschiff

2010 wird der Tanker "Marida Marguerite" von Piraten entführt. Der Film zeichnet den dramatischen Fall mit Originaldokumenten und den Tonaufnahmen der Verhandlungen nach. mehr

Die "Marida Marguerite" gehörte der Reederei OMCI aus Haren an der Ems, die sich inzwischen umbenannt hat. Der Sendung Panorama - die Reporter war es im August 2013 gelungen, anhand von exklusiv vorliegenden Original-Tonaufzeichnungen der Lösegeldverhandlungen die Entführung erstmals zu rekonstruieren.

Umfangreiche Ermittlungen

Nach der Geiselnahme gingen Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes zur Spurensicherung und Zeugenbefragung an Bord. Sie sicherten umfangreiches Beweismaterial.

Die Ermittlungen gegen den jetzt angeklagten mutmaßlichen Piraten waren mit hohem Aufwand betrieben worden. So waren in den USA inhaftierte somalische Piraten verhört worden. Außerdem wurden ehemalige Geiseln aus Indien eingeflogen, die den Inhaftierten schwer belasteten.

Dieses Thema im Programm:

Panorama - die Reporter | 06.08.2013 | 21:15 Uhr