Stand: 10.06.2014 09:26 Uhr

Geldmaschine Fußball: Kickende Millionäre

von Tobias Döll, Martina Hauschild & Jenny Witte

Es sind nur noch ein paar Tage, dann beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Und langsam steigen Spannung und Vorfreude: Großleinwände werden auf-, Kneipen zum Fußballgucken umgebaut und Verabredungen trifft man nur noch mit dem Spielplan in der Hand.

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In Drogerien quellen die Stände über mit Tröten und Hüten in Schwarz-Rot-Gold, in Supermärkten präsentieren sich Schokolade und Bier im WM-Outfit. Thomas Müller wirbt für Rewe, Bastian Schweinsteiger für Chips - und Mercedes nimmt gleich die ganze Mannschaft als Kaufargument. Der Fußball und seine Stars scheinen zu ziehen - Unsummen lassen sich damit verdienen. Selten wie jetzt wird offenbar: Die Fußballwelt hat sich entkoppelt von unserer Realität. Millionengehälter, Milliardenumsätze - all das hat wenig zu tun mit unserem Alltag.

In den Urlaub im Privatjet

Thomas Müller (l.) gegen Milan Badelj © Witters
Gefragter Werbeträger. Thomas Müller vom FC Bayern München.

Im Mittelpunkt stehen die Spieler: Superstars mit Superhonoraren. Bastian Schweinsteiger verdient 10 Millionen Euro im Jahr, Mario Götze 12 und bei Lionel Messi sind es sogar 20 Millionen. Kein Wunder, dass so manch einer seinen Lebensstil ändert und in andere Sphären entschwebt. So postet Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund bei Facebook stolz Fotos von seinem Urlaubsflug im Privatjet und präsentiert dort sein goldenes Batmobil.

Sondermodelle für die Stars

Der niederländische Nationalspieler Nigel de Jong im HSV-Trikot © fishing4
Der ehemalige HSV-Star Nigel de Jong hat sich auf den Verkauf von Luxuskarossen spezialisiert.

Sonderwünsche wie diese bedürfen eines exklusiven Marktes. Und so hat sich zum Beispiel der ehemalige Kollege Nigel de Jong auf individualisierte Autos in der Luxusklasse spezialisiert. In seinem Hamburger Auto-Salon kauft ein, wer etwas auf sich hält. Derzeit wird ein Wagen für einen Spieler des FC Bayern umgestaltet: Mit Initialen auf den Kopfstützen aus Leder und 3-D-Bildern der Kinder auf den Rückenlehnen. Kostenpunkt für das fertige Auto: rund eine halbe Million.

Vermittler kassieren kräftig mit

Auch die sogenannten Spielervermittler sind Profiteure eines boomenden Marktes. Wenn sie die Spieler an die jeweiligen Vereine vermitteln kassieren sie selbst kräftig mit. Allein in Deutschland gibt es rund 460 lizensierte Vermittler und wohl noch einmal die gleiche Anzahl ohne Lizenz. Sie verdienen an jedem Transfer rund fünf bis zehn Prozent des Jahresgrundgehaltes eines Spielers. Das sind dann bei einem Millionen-Gehalt schon mehrere 100.000 Euro Vermittler-Honorar. Und dafür jagen sie auch jugendliche Talente rund um den Erdball. Mittlerweile werden bereits 15-Jährige angesprochen, Eltern, Trainer und Berater umworben.

Bundesliga-Einnahmen: mehr als zwei Milliarden Euro

Auch die Vereine sind längst zu großen Wirtschaftsunternehmen geworden: Jedes Jahr nehmen sie allein 590 Millionen Euro durch den Ticketverkauf ein. Insgesamt belaufen sich die Einnahmen der Bundesligavereine auf 2,17 Milliarden Euro. Die Maßstäbe scheinen verrutscht in dieser Fußballwelt. Eigentlich fragt man sich, ob man dieses System noch ernst nehmen kann. Doch dann ertönt der Pfiff in Brasilien, der Ball rollt und wir sitzen da mit Tröten und Hüten und dem Spielplan in der Hand. Und wir wissen, wir sind Teil des Marktes. Ohne uns Zuschauer gäbe es das Milliardengeschäft gar nicht.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 10.06.2014 | 21:15 Uhr