Stand: 21.08.2012 15:51 Uhr

"Ehrlich ist das nicht"

Jörg Hilbert, Panorama 3  Foto: Roman Rätzke
Mit nicht ganz ehrlichen Methoden werben DRK und NABU Mitglieder, erzählt Jörg Hilbert.

NDR.de: Sie haben sich mit professionellen Werbern, die Mitglieder für gemeinnützige Vereine gewinnen, beschäftigt. Welche Organisationen sind denn derzeit in Norddeutschland aktiv?

Jörg Hilbert: Ganz aktuell waren Werber für das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und den Natuschutzbund Deutschland (NABU) in Norddeutschland unterwegs.

NDR.de: Wie genau funktioniert das?

Hilbert: Da wird eine Agentur beauftragt, um neue Mitglieder zu gewinnen. Deren Werber ziehen dann von Haustür zu Haustür. Die Werber erhalten Provisionen. Je höher die Mitgliedsbeiträge die sie einwerben, desto mehr verdienen sie. Das Problem ist, die Menschen an der Haustür wissen oft gar nicht, wer da vor ihnen steht.

NDR.de: Inwiefern kann man da von einer Täuschung durch die Organisationen sprechen?

Hilbert: Die Werber tragen Ausweise und Kleidung der jeweiligen Organisation und sagen eben in der Regel auch nicht, dass sie gegen Bezahlung unterwegs sind. Da entsteht bei vielen Menschen, die helfen wollen, der Eindruck da sind Mitarbeiter einer gemeinnützigen Organisation an der Tür. Das erhöht natürlich die Bereitschaft zu unterschreiben. Ehrlich ist das nicht.

NDR.de: Wird da denn gezielt getäuscht?

Hilbert: Der NABU zum Beispiel betreibt eine sehr aktive Pressepolitik, um die Werbeaktionen in der Lokalpresse anzukündigen. In Pressemitteilungen wird nicht von bezahlten Werbern gesprochen, sondern von "Studenten" oder sogar von "unseren Studenten" die da an der Haustür klingeln. So soll offenbar der Eindruck bei der Presse erzeugt werden, es handelt sich um Mitarbeiter des NABU. Ich habe ganz aktuell in Ostfriesland mit dem Mitarbeiter einer Lokalzeitung gesprochen. Der fühlt sich richtig getäuscht vom NABU und will nun auch darüber berichten.

NDR.de: Was kann man denn tun, wenn man auf die Masche herein gefallen ist?

Hilbert: Man kann solch einen Mitgliedsantrag widerrufen. In vielen Fällen sogar fristlos und jederzeit, ohne Angabe von Gründen. So steht es zumindest auf den mir vorliegenden Mitgliedsanträgen.Wenn man die Arbeit der Organisationen inhaltlich weiter unterstützen will, kann man einfach mal nachfragen, wer bei einem an der Haustür stand und wie viel die Werber dafür bekommen haben. Das erzeugt sicherlich auf die Dauer Druck und kann dazu führen, dass die Spendenorganisationen ehrlicher an der Haustür werben.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 21.08.2012 | 21:15 Uhr

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