Ostseereport

Sonntag, 21. Mai 2023, 18:00 bis 18:45 Uhr
Montag, 22. Mai 2023, 00:55 bis 01:40 Uhr

Endlich müssen Schiffe, wenn sie den Weg aus der Weichsellagune in die Ostsee suchen oder umgekehrt, nicht mehr zwölf Stunden länger und knapp 100 Kilometer weiter durch russisches Gewässer in Kaliningrad fahren. Seit September geht das durch den neuen Kanal am neuen Seehafen Nowy Swiat (Neue Welt). Gerade einmal 1300 Meter lang teilt das Prestigeprojekt der polnischen PiS Partei die Landzunge der Frischen Nehrung ganz im Nordosten Polens in zwei Landhälften und das Land in zwei Lager.

Ein Mammutprojekt mitten durch die Natur

Der neue Kanal bei Elblag in Ermland-Masuren. © NDR
Der neue Kanal bei Elblag in Ermland-Masuren.

Was mit knapp einer halben Milliarde Euro doppelt so viel gekostet hat wie veranschlagt, soll nach 1945 endlich Unabhängigkeit von russischen Förderationsgewässern, mehr Sicherheit in Kriegszeiten, wirtschaftlichen Aufschwung für das zuvor vergessene Südufer der Weichsellagune und den Wiederanschluss Elbings als Hafenstadt an den Ostseehandel bringen, so das Wunschdenken der Macher. Dabei führt das Mammutprojekt nicht nur mitten durch ein EU Natura-2000- Gebiet: Die polnische Regierung hat kritische Umweltstudien im Vorfeld einfach "abgelehnt". Weder Fahrrinnentiefen oder Folgekosten oder Umweltauswirkungen sind vollständig zu Ende gedacht, fürchten Kritiker. Welche Chancen und welche Risiken stecken in dem neuen Ostseezugang für die Regionen rund um die Weichsellagune?

Auswirkungen auf den Tourismus

Der Hafen Krynica Morska an der frischen Nehrung. © NDR
Der Hafen Krynica Morska an der frischen Nehrung.

Erster Bootsstopp nach dem Schleusen: die Touristenhochburg Krynica Morska (deutsch: Kahlberg) auf der Landzunge der Frischen Nehrung. Hier hatte der Vater von Przemek Figiel schon einen Kiosk, der sein florierendes Geschäft mit Luftmatratzen, Postkarten und Souvenirs auch seinem Sohn vererben möchte. Aber der neue Kanal könnte die unberührte Natur, ihre Lebensgrundlage, bedrohen, glaubt Przemek Figiel. Ein Monsterbau im eigenen Vorgarten, keine rechtliche Grundlage, keinerlei Gedanken seitens der Regierung über die Folgen für Wasserqualität und Landschaft und reine Fehlkalkulation, ihm fallen viele Gründe ein. Die Bedenken von ihm und seinen Nachbarn wurden und werden nicht gehört. Er trifft den Danziger Umweltwissenschaftler Maciej Przewozniak, der schon vor zehn Jahren vor den Kanalbaufolgen warnte. Eine Bestandsaufnahme der beiden am nördlichen Ufer der Weichsellagune, wo Figiel schon nach nur acht Monaten der Inbetriebnahme des Kanals deutlich weniger Bernstein bemerkt.

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