Michael lebt seit eineinhalb Jahren auf der Straße. 30 Jahre lang hatte er einen festen Job, er ist Schlosser, hat gut verdient. Dann bekam er Depressionen, machte einen Suizidversuch. Michael verlor seinen Job, seinen Halt im Leben.

Die Obdachlosenzahlen sind gestiegen

Michael lebt seit 1,5 Jahren auf der Straße.

Michael ist kein Einzelfall. Die Zahl der Obdachlosen ist in den letzten 20 Jahren stark gestiegen, vor allem durch Menschen aus Osteuropa, die Wirtschaftskrise, den Industriewandel und die schwindende Zahl an kleinen und bezahlbaren Wohnungen. Oft stecken auch persönliche Schicksalsschläge dahinter, Jobverlust, Scheidung, Krankheit. Genaue Zahlen gibt es nicht, aber schätzungsweise haben über eine halbe Million Menschen in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, keine Wohnung. Allein in Hannover leben nach Schätzungen der Obdachlosenhilfe circa 800 bis 1.000 Menschen dauerhaft auf der Straße.

Hilfe im harten Winter

Die Streetworker Lea Coners und Manuel Selle machen mehrmals in der Woche Rundgänge durch die Stadt, um den Obdachlosen Hilfe anzubieten.

Besonders der Winter ist hart für wohnungslose Menschen. Sinken die Temperaturen in Richtung Gefrierpunkt, kann das Leben auf der Straße sogar lebensgefährlich werden. Michael Cordes ist deshalb im Winter fast täglich mit seinem Transporter unterwegs und sammelt Lebensmittel. Er ist erster Vorsitzender des Vereins Obdachlosenhilfe Hannover e.V. Seit Mitte November hat der Verein sein Nachtcafé geöffnet. Täglich von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens können (nicht nur) wohnungslose Menschen sich hier aufwärmen, hinsetzen, bekommen eine warme Mahlzeit, einen Kaffee, Kuchen und warme Worte. Auch der Kältebus ist in der kalten Jahreszeit täglich unterwegs, bietet eine warme Mahlzeit und eine Anlaufstelle.

"Die Nordreportage" begleitet obdachlose Menschen, Streetworker und Ehrenamtliche durch ihren Winter in der Großstadt und zeigt aus unterschiedlichen Perspektiven, was es heißt den Winter "auf der Platte" zu verbringen.