Die Nordreportage: Liebe zum Leder

Die letzten Gerber und Gürtelmacher im Norden

Mittwoch, 17. Januar 2024, 18:15 bis 18:45 Uhr
Donnerstag, 18. Januar 2024, 11:30 bis 12:00 Uhr

Vegan ist längst nicht mehr nur auf dem Speiseplan in. Vegane Würstchen, vegane Milch oder veganes Leder. Überall sucht man nach Substituten. Gerade Alternativen zu echtem Leder werden immer beliebter wie Kunstleder und vegane Lederimitate. Zum großen Teil bestehen diese allerdings aus Polyurethan oder PVC, also erdölbasierten Kunststoffen. Ist das die Zukunft der Textilindustrie? Nein, glauben die letzten Gerber und Gürtelmacher im Norden, von denen es nur noch wenige gibt.

Einer der letzten Gerber in Europa

Sebastian Kobel führt die Gerberei von 1877 in der fünften Generation. © NDR/Joker Pictures
Sebastian Kobel führt die Gerberei von 1877 in der fünften Generation.

Einer dieser Betriebe ist die Gerberei Kobel in Kellinghusen. Sebastian Kobel gerbt noch wie früher nach altüberlieferter Tradition: ohne chemische Stoffe werden die Häute vegetabil, also mit pflanzlichen Stoffen, in einer Grube gegerbt. Die Gerberei Kobel gehört in Deutschland und Europa zu den letzten noch existierenden Firmen, die auf diese Weise gerben. Der 43-jährige Sebastian Kobel hat eigentlich auf Lehramt studiert, als der Anruf seines Bruders kam: Er soll die alte Gerberei übernehmen, ein Familienbetrieb seit 1877. Als er hörte, dass sein Bruder die Lederfabrik nicht weiterführen will, schmiss Sebastian direkt sein Studium und übernahm den Betrieb in der fünften Generation.

Seine Argumentation, warum auch echtes Leder nachhaltig ist: Rinder werden geschlachtet, weil Menschen Fleisch essen. Die übrig gebliebenen Häute sind nur ein Abfallprodukt der Fleischindustrie, das ansonsten weggeschmissen würde. Und wenn sie dieses Abfallprodukt verarbeiten, dann hält das daraus entstandene Leder oft viel länger als die künstlich hergestellten Alternativen.

Gürtel und Ledertaschen in Handarbeit

Das Kerngeschäft der Schröders - Gürtel. Bis zu 50.000 Gürtel verkauft die Manufaktur pro Jahr. © NDR/Joker Pictures
Das Kerngeschäft der Schröders - Gürtel. Bis zu 50.000 Gürtel verkauft die Manufaktur pro Jahr.

Weiterverarbeitet wird das Leder dann unter anderem von Katharina Schröder. Sie sucht sich die Häute in der Gerberei aus, kontrolliert den Zustand und fertigt dann in traditioneller Handarbeit Gürtel, Ledertaschen und viele weitere Produkte an. Katharina Schröder ist Inhaberin von einer der ältesten Gürtelmanufakturen Deutschlands von 1825. Sie führt sie in Uetersen bei Hamburg, ebenfalls in der fünften Generation.

Sowohl der Gerber als auch die Gürtelmacherin sind davon überzeugt, dass auch echtes Leder ein nachhaltiges Produkt ist, das lange halten kann; sie beide eint die Liebe zum Leder.

Autor/in
Laura Zimmermann
Produktionsleiter/in
Karin Hauschildt
Redaktion
Sven Nielsen
Redaktionsleiter/in
Katrin Glenz