Willi Lemke – Werder-Manager. Mensch.

Samstag, 24. August 2024, 00:30 bis 01:00 Uhr

Der überraschende Tod von Willi Lemke am 12. August 2024 hat international Trauer und Anteilnahme ausgelöst. Für Willi Lemke war Fußball sein Leben. Jahrzehntelang gab es für ihn kaum etwas Wichtigeres. 2008 übernahm der ehemalige Manager des SV Werder Bremen ein Ehrenamt: Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden. Er brachte verfeindete Bevölkerungsgruppen zusammen und förderte begabte Sportler in Elendsvierteln. Die Radio-Bremen-Dokumenation von Jan-Dirk Bruns erinnert an den Manager, Politiker und Menschen, lässt zahlreiche Freunde und Weggefährten zu Wort kommen und zeichnet ein außergewöhnliches Leben nach.

"Werder-Willi"

Für viele war Willi Lemke "der Werder-Willi", der Mann, der gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel den SV Werder Bremen von 1981 bis 1999 zu zwei deutschen Meisterschaften, drei DFB-Pokalsiegen und einem Europapokalsieg führte. Lemke lieferte sich epische Wortgefechte mit FC Bayern-München- Konkurrent Uli Hoeneß, mit dem er sich aber auch wieder versöhnte. Lemke war auch der Mann, der VIP-Logen in Fußballstadien der Bundesliga eingeführt hat. Und er verkaufte als erster Fußballmanager ein komplettes Spiel an einen Sponsor. Es heißt, für 120.000 DM soll Citroën am 18. März 1989 die exklusiven Werberechte für Werders Spiel gegen SV Waldhof Mannheim bekommen haben. Lemke aber war viel mehr als der "Werder-Willi". Er hat in vielen Bereichen Spuren hinterlassen: im Fußball natürlich, aber auch an der Universität, in der Politik, bei den Vereinten Nationen.

Lemke wurde 1971 in Pönitz im Kreis Ostholstein geboren, wuchs in Hamburg auf und kam 1971 nach Bremen. Bei der Gründung der "roten Kaderschmiede", wie die Bremer Universität damals genannt wurde, baute Lemke den Sportstudiengang mit auf und war unter anderem für den Hochschulsport zuständig. Da war er gerade Mitte 20.

Geschäftsführer des SPD-Landesverbandes Bremen

Vor seiner Zeit als Werder-Manager ist Lemke Geschäftsführer des SPD-Landesverbandes Bremen gewesen. 1999 kehrte er noch mal zurück in die Politik. Erst als Bildungssenator in Bremen, dann noch einmal für zwei Jahre als Senator für Inneres und Sport. Zuvor hatte er eine parteiinterne Abstimmung um die Nachfolge des Bürgermeisters Henning Scherf verloren. Einigermaßen frustriert von diesen Erfahrungen, ergriff er 2008 eine große Gelegenheit: Vom UNGeneralsekretär Ban Ki-moon ließ er sich zum UNSonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden ernennen.

Unterstützung junger Menschen

Lemke hatte in den folgenden acht Jahren einen großen Anteil an der Annäherung von UN und Internationalem Olympischen Komitee in sportpolitischen Fragen. Er bereiste im Auftrag der UN über 100 Länder und organisierte Förderungen für zahlreiche Projekte, in denen der Sport Menschen helfen, ihnen soziale Entwicklung und Bildung ermöglichen soll. Seinen Schwerpunkt legte er auf die Unterstützung junger Menschen, die sich im Sport für andere engagieren, wie er es zum Beispiel in Mathare kennenlernte, einem der größten Slums Nairobis. Nach seinem Abschied von den Vereinten Nationen 2016 förderte Lemke weiter einige der von ihm begleiteten Projekte und Menschen mit seinem privaten Netzwerk vermögender Spender. Und es kamen immer wieder neue Projekte dazu.

Am 12. August ist Willi Lemke im Alter von 77 Jahren an den Folgen einer Hirnblutung gestorben. "Die grün-weiße Welt steht still", heißt es in einem Nachruf vom SV Werder Bremen.

 

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Willi Lemke, früher Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen © picture alliance / nordphoto GmbH Foto: Tauchnitz

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Autor/in
Jan-Dirk Bruns
Redaktion
Herold, Michaela