Die Mafiamorde von Duisburg (4)

Donnerstag, 15. Mai 2025, 00:15 bis 00:45 Uhr

Sommer 2007. In den Morgenstunden des 15. August werden sechs Männer vor einem beliebten italienischen Restaurant in der Duisburger Innenstadt regelrecht hingerichtet. Das jüngste Opfer ist gerade einmal 16 Jahre alt. Alle Ermordeten stammen aus San Luca, einem Ort im süditalienischen Kalabrien.

Die Duisburger Kripo braucht Hilfe aus Italien

Das Verbrechen verstört die Öffentlichkeit. Und schon bald entpuppt sich die Tat als blutiger Racheakt innerhalb der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta. Nie zuvor ist deren Aktivität in Deutschland so deutlich zutage getreten. Und schnell ist klar: Bei den Ermittlungen braucht die Duisburger Kripo die Unterstützung italienischer Kollegen. Denn sie haben Erfahrung mit der 'Ndrangheta und gelernt, deren Spuren zu lesen. Warum findet sich bei einem der Opfer die Abbildung des Erzengels Michael mit ausgebranntem Gesicht? Warum gibt es hinter dem Restaurant einen fensterlosen Raum mit einem langen Tisch?

Der italienische Staatsanwalt Dr. Frederico Perrone Capano gilt als ausgewiesener Mafia-Experte. Mit Anfang 30, als die Duisburger Morde geschahen, leitete er die Ermittlungen in Italien und spielte eine entscheidende Rolle dabei, dass nicht nur der Haupttäter, sondern auch zahlreiche andere ’Ndrangheta-Mitglieder und Helfershelfer zu langen Haftstrafen verurteilt werden konnten. © WDR/Film Five/Jakob Stark
Der italienische Staatsanwalt Dr. Frederico Perrone Capano leitete die Ermittlungen in Italien.

In "Die Mafiamorde von Duisburg" wird der Fall zum ersten Mal als vierteilige True-Crime-Dokuserie aufgearbeitet. Nie gesehenes Beweismaterial, exklusive Zugänge zu den damals ermittelnden deutschen und italienischen Polizeibeamten und Staatsanwälten, Interviews mit Insidern sowie aufwendige 3D-Rekonstruktionen lassen die Zuschauer*innen hautnah an der jahrelangen akribischen Aufklärung des brutalen sechsfachen Mordes teilhaben, die das deutsch-italienische Ermittlerteam weit hineinführte in die kriminellen Strukturen der italienischen Mafia.

Eine mächtige kriminelle Verbrecherorganisation

Die patriarchal-religiösen Rituale der kalabresischen ’Ndrangheta-Clans, die für die Duisburger Morde verantwortlich waren, stellten für den Duisburger Ermittler und Ersten Kriminalhauptkommissar Thomas Meier eine völlig fremde Welt dar. Kurz nach der Tat als Tatortbeamter eingesetzt, hatte er großen Respekt vor dem Ausmaß eines Verbrechens, das Duisburg in dieser Form noch nie erlebt hatte. © WDR/Film Five/Jakob Stark
Die patriarchal-religiösen Rituale der kalabresischen ’Ndrangheta-Clans stellten für den Duisburger Ermittler und Ersten Kriminalhauptkommissat Thomas Meier eine völlig fremde Welt dar.

Die Serie dokumentiert nicht nur die Tat an sich, sondern deckt deren Hintergründe auf und eröffnet tiefe Einblicke in die Organisationsstrukturen und archaischen Regeln und Riten der 'Ndrangheta. Die beteiligten deutschen und italienischen Kripobeamten berichten erstmals detailliert über ihre Ermittlungen, die sie von Duisburg nach Kalabrien bis nach Belgien und Amsterdam führten, und die die Grundlage schufen für die zukünftige Bekämpfung der Mafia in Deutschland. So entfaltet sich das düstere Bild einer mächtigen kriminellen Verbrecherorganisation, deren Bosse vom süditalienischen San Luca aus die Fäden in der Hand halten, auch für ihre Geschäfte in Deutschland.

Zugleich wirft die Serie drängende Fragen auf: Warum reichen die Gesetze nicht aus, um Täter und Helfer in Deutschland zur Verantwortung zu ziehen? Und wie konnte die 'Ndrangheta über Jahre hinweg hier so ungestört Fuß fassen? Auch heute noch, so sagen Experten, fällt es Deutschland schwer, die 'Ndrangheta zu bekämpfen. Die Organisation hat ihre Strukturen seit den Morden von Duisburg nicht nur gefestigt, sondern ist mächtiger und einflussreicher als zuvor - sowohl in Deutschland als auch weltweit.

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Dieses Heiligenbild des Erzengels Michael fand sich in der Brieftasche eines der Opfer – er war an dem Tag 18 Jahre alt geworden und in die Ndrangheta aufgenommen worden. Zum Aufnahmeritual gehört es, diesem Schutzheiligen der Polizei das Gesicht auszubrennen. © WDR/Film Five

Die Mafiamorde von Duisburg

14.05.2025 22:45 Uhr

Sommer 2007: Sechs Männer werden vor einem Restaurant in Duisburg hingerichtet. Ein Racheakt der italienischen 'Ndrangheta. mehr

Carabiniere Michele Fiorentino ist Kommandant der Carabinieri-Station in San Luca und seit 2004 dort stationiert. Er weiß genau, wie die Clans agieren und sich organisieren. Er hat die dunkle Zeit der blutigen Fehde miterlebt. Bis heute muss er die ’Ndrangheta überwachen und immer wieder Festnahmen durchführen, in einem Umfeld, das von Schweigen geprägt ist. © WDR/Film Five/Jakob Stark

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14.05.2025 23:15 Uhr

Bei den Ermittlungen braucht die Duisburger Kripo die Unterstützung italienischer Kollegen. Sie haben Erfahrung mit der 'Ndrangheta. mehr

Der Erste Kriminalhauptkommissar Frank Rabe ist der Leiter der Duisburger Kriminaltechnik. Er war kurz nach der Tat am Tatort. Die Ermittlungen rund um die Mafiamorde waren mit über 120 Ermittlern die größte Mordkommission, an der er teilgenommen hat. Ihm gelang es nicht nur, anhand unscharfer Aufnahmen einer Überwachungskamera den Typ des Fluchtwagens zu bestimmen, sondern auch im komplett gereinigten Fluchtfahrzeug entscheidende Spuren © NDR/WDR/Film Five/Jakob Stark

Die Mafiamorde von Duisburg

14.05.2025 23:45 Uhr

Der Fall wird zum ersten Mal als vierteilige True-Crime-Dokuserie aufgearbeitet - mit nie gesehenem Beweismaterial. mehr

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