Die Bretagne – Frankreichs rauer Westen

Sonntag, 29. Mai 2022, 20:15 bis 21:45 Uhr

Mit ihrer wilden und wunderschönen Landschaft ist die Bretagne ein Sehnsuchtsziel in Europa. Der wilde Westen Frankreichs ist umrandet vom Meer. Mit oft stürmischem Wetter und dem rauen Klima hat die Bretagne einen eigenen Charme. Im Binnenland liegen tiefe Wälder und hügelige Heide, an den Küsten zerklüftete Steilhänge mit bizarren Felsformationen, dazwischen karibisch anmutende Strände mit weißem Sand. Kein Ort ist weiter als 80 Kilometer von der Küste entfernt. Die meisten Bretonen leben von und mit dem Meer. Der Film von Elke Bille erzählt die Geschichte typischer Bretonen. Sie zeigen ihren Alltag und ihre Herausforderungen.

Der Film ist eine Entdeckungsreise zum Staunen und Träumen entlang der Küste und quer durch die magische Bretagne. Die Reise beginnt am Mont Saint-Michel. Der liegt zwar offiziell in der Normandie, ist aber in Sichtweite der Bretagne.

Die Austernbänke vor Cancale

Christine Raccine betreibt eine Austernzucht und ein Restaurant in Cancale. © NDR/Miramedia
Christine Raccine betreibt eine Austernzucht und ein Restaurant in Cancale.

Das Örtchen Cancale ist berühmt für seine Austern. Familie Raccine betreibt an der Promenade ein kleines Restaurant, in dem es ausschließlich Austern aus der eigenen Zucht gibt. Die Bänke, auf denen die Austern wachsen, stehen mitten im Meer und sind mit dem Trecker nur bei Ebbe erreichbar. Jedes Mal ein Wettlauf mit den Gezeiten, denn nur knapp sechs Stunden haben sie Zeit, Austern zu ernten und sich um die Zucht zu kümmern, dann setzt die Flut mit starker Strömung wieder ein. In Saint-Malo gibt es das Phänomen der Springflut, die grande marée, die besonders bei Sturm den ufernahen Häusern mit hohen Wellen heftig zusetzt. In der Nähe von Saint-Malo liegt das Gezeitenkraftwerk La Rance, das 1966 gebaut wurde und mehr als 40 Jahre lang das größte Kraftwerk seiner Art war.

Galettes - eine kulinarische Spezialität

Stefane Baillif ist Experte für "Trait Breton", den bretonischen Kaltblutpferden © NDR/Miramedia
Stefane Baillif ist Experte für "Trait Breton", den bretonischen Kaltblutpferden

Die Bretagne ist berühmt für Buchweizen. Früher ein Arme-Leute-Getreide, heute dagegen eine kulinarische Spezialität des Landes, besonders als Zutat von Galettes. Im Mittelalterstädtchen Vitré dreht sich fast alles um den Buchweizen: Landwirt Immanuel Guardon baut ihn vor den Toren der Stadt an, der Müller Arnaud Chenard mahlt ihn in der ältesten Mühle der Gegend zu Mehl, das Nadine Keroudan in ihrem Food-Truck für Galettes auf dem Markt verwendet.
In Lamballe liegt ein Nationalgestüt aus Napoleonischer Zeit. Hier ist die Hengststation für die berühmte Zugpferderasse der Bretagne, Postier Breton. Kutscher Stephane Baillif trainiert die Pferde und bildet sie aus. Und er geht mit ihnen zur Arbeit, mitten in Lamballe. Etwas weiter westlich liegt Brocéliande. Der Sage nach soll hier Merlin begraben sein.

Von Jagdhunden und Jachten

Typisch bretonisch sind die Epagneul Bretons, eine bretonische Jagdhundrasse. Patrick Morin züchtet mit großem Erfolg, doch jedes Mal, wenn ein Kunde ein Tier abholt, steht der Züchter vor einer besonderen Herausforderung: Wird der Hund das neue „Herrchen“ akzeptieren? In Carantec betreibt Jean Marie Jezequel eine kleine Werft, in der ausschließlich Holzboote gebaut werden. Schon der Urgroßvater baute hier an der Bucht von Morlaix kleine Jachten. Später übernahmen der Großvater und dann der Vater die Werft. Heute ist Jean-Marie der Chef in einer der letzten Werften in Frankreich, die Holzjachten baut.

Sylvain Huchette betreibt in Plouguerneau eine Abalonenzucht. © NDR/Miramedia
Sylvain Huchette betreibt in Plouguerneau eine Abalonenzucht.

Etwas weiter an der Küste Richtung Westen liegt im Finistère das Örtchen Plouguerneau. Hier züchtet Sylvain Huchette mitten im Atlantik Abalonen, also Seeohren, eine Schneckenart. Er ist der erste Züchter dieser Schnecken in Europa und beliefert Pariser Gourmetrestaurants.

Einsamkeit weit draußen vor dem Festland

Charlene Creac’h ist Schäferin der einzigen Schafherde auf Frankreichs westlichster Insel Ouessant. © NDR/Miramedia
Charlene Creac’h ist Schäferin der einzigen Schafherde auf Frankreichs westlichster Insel Ouessant.

Ouessant ist die westlichste Insel Frankreichs. Sie ist berühmt für ihre fünf Leuchttürme und liegt weit draußen sehr einsam vor dem Festland. Hier lebt Charlene Creac´h, eine junge Schäferin, die sich hier vor vier Jahren mit ihrer Milchschafherde selbstständig gemacht hat. Eine große Aufgabe mit viel Verantwortung, sagt sie, aber sie wollte unbedingt auf Ouessant leben, denn nirgendwo gibt es mehr Freiheit und Zusammenhalt als auf dieser Insel. Von Ouessant geht es über Crozon weiter nach Quimper. Dort baut Marin Lhopiteau ganz besondere Instrumente: keltische Harfen in echter Handarbeit

Haubenbügler - ein besonderer Beruf

Michel Bolzer bügelt traditionelle Hauben in Pont l’Abbé. © NDR/Miramedia
Michel Bolzer bügelt traditionelle Hauben in Pont l’Abbé.

Pont-l`Abbé südlich von Quimper ist die Hauptstadt des Bigoudenlandes. In diesem Ort waren die traditionellen Trachtenhauben der Damen besonders hoch. Früher trug man hier täglich Tracht, heutzutage nur noch zu besonderen Anlässen. Aber die Tradition der Haubenstickerei lebt weiter. Im kleinen Kreis treffen sich einmal die Woche Stickerinnen, die nach genauer Vorlage neue Hauben kreieren. Mit dabei ist meist auch Michel Bolzer, der Haubenbügler. Denn das Bügeln des hohen Haarschmucks ist eine Kunst für sich.

Zehn Seemeilen von Concarneau entfernt liegen die Glénan-Inseln, ein Archipel mit sieben Inseln. Rund anderthalb Stunden braucht man mit dem Schlauchboot in Frankreichs Karibik. Weißer Sand, glasklares Wasser, die Glénans sind ein Paradies für Segler und Windsurfer. Elektrizität gibt es, wenn überhaupt, aus Sonnenkollektoren und das Trinkwasser kommt aus Kanistern.

Die Salzfelder von Guérande

Marie Rainfray bei der Salzernte in Guérande. © NDR/Miramedia
Marie Rainfray bei der Salzernte in Guérande.

Ganz im Süden der Bretagne liegen die Salzfelder von Guérande. Marie Rainfray harkt im Sommer das Salz auf ihren Feldern zusammen. Das geht nur bei Sonnenschein, sagt sie. Durch die Verdunstung des Wassers kristallisiert das Salz an der Oberfläche: Fleur de Sel wird dann mit einem Spezialköcher geerntet. Ihr ganzer Stolz: drei Riesenbehälter mit Salz, die Arbeit eines ganzen Jahres.

Guérande ist die letzte die letzte Station auf der Reise durch die nordwestlichste Region Frankreichs, einer Reise durch die imposante und abwechslungsreiche Landschaft der Bretagne.

Die Dokumentation "Die Bretagne - Frankreichs rauer Westen" ist eine Gemeinschaftsproduktion des NDR mit dem SWR. Sie wird am Sonntag, 29.Mai, um 20.15 Uhr gleichzeitig im SWR und NDR Fernsehen ausgestrahlt.

Autor/in
Elke Bille
Kamera
Frank Bergfeld
Schnitt
Michael Schlatow
Sprecher/in
Constantin von Westphalen
Redaktion
Silvia Gutmann
Susanne Gebhardt
Produktionsleiter/in
Virginia Maassen