Bundespolizei spricht von "Gewalt-Explosion" an Bahnhöfen

Stand: 13.09.2023 18:15 Uhr

Viele Bahn-Reisende, Anwohner und Touristen empfinden die Situation an den Bahnhöfen in norddeutschen Großstädten als unerträglich. Gibt es Lösungen? Darum ging es im NDR Info Livestream mit dem Titel "Drogen, Kriminalität, Verwahrlosung - Wie retten wir unsere Bahnhöfe?".

Ob in Hamburg, Bremen oder Hannover: Immer öfter fühlen sich Reisende auf den Hauptbahnhöfen im Norden nicht mehr wohl, etwa wenn sie sich auf den Bahnsteigen aufhalten, an Kiosken noch schnell ein Sandwich für die Fahrt kaufen möchten oder über die Bahnhofsvorplätze gehen. Sie beklagen Verwahrlosung, offenen Drogenkonsum und Kriminalität. Dazu passend zeichnet Manuel Ostermann von der Bundespolizei bei NDR Info live ein Bild des Schreckens von deutschen Bahnhöfen: Es habe zuletzt eine "Gewalt-Explosion" gegeben. "Die Kriminalität an Bahnhöfen ist extrem angestiegen", sagte Ostermann, der stellvertretender Bundesvorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft (DOolG) ist. So wie die Zustände aktuell seien, sei auch die gewünschte Verkehrswende nicht zu schaffen. Denn die Bahnhöfe seien keine Orte, an denen sich Reisende gerne aufhielten. Ostermann fordert deutlich mehr Personal und eine bessere Ausstattung für die Bundespolizei.

Viel zu tun für die Bundespolizei

Statistiken der Behörden aus dem Jahr 2022 bestätigen das düstere Bild: Zum Beispiel bei den Gewaltdelikten liegt der Hauptbahnhof Hamburg bundesweit an der Spitze, Hannover folgt auf dem zweiten Platz. Hamburg ist allerdings auch Deutschlands größter Bahnhof mit 550.000 Fahrgästen pro Tag. Auch bei Eigentumsdelikten ist Hamburg auf Platz eins, Hannover belegt bei Waffendelikten den dritten Platz unter den Bahnhöfen in Deutschland. 

"Die Obdachlosigkeit hat zuletzt zugenommen"

Cornelia Barth kennt aus ihrem Berufsalltag die Lage am Bremer Bahnhof ganz genau. Sie arbeitet ganz in der Nähe für die Bremer Drogenhilfe-Einrichtung Comeback und schildert bei NDR Info live ihre Eindrücke: Im Bremer Hauptbahnhof selbst sei die Lage noch besser, aber außen vor dem Gebäude würden sich die Probleme deutlich zeigen. Ein Grund sei, dass die Obdach- und Wohnungslosigkeit zuletzt massiv zugenommen habe, so Barth. Sie fordert mehr Aufenthalts- und Übernachtungs-Möglichkeiten für Drogenabhängige.

Die Politik setzt auf Waffenverbote

Mit Blick auf die Missstände an Bahnhöfen wollen die Behörden im Norden gegensteuern. In Hamburg hat sich eine "Allianz sicherer Hauptbahnhof" gebildet aus Innenbehörde, Polizei und Bahn-Sicherheit. Vier-Personen-Streifen sind unterwegs, mehr Kamera-Überwachung ist geplant, ab 1. Oktober 2023 gilt ein Waffenverbot am Hamburger Hauptbahnhof. Ein solches Waffenverbot gab es gerade auch für einen Monat lang am Hauptbahnhof Hannover. Und in Bremen ist von 1. Oktober an der Konsum von Alkohol und Drogen an Haltestellen rund um den Hauptbahnhof verboten. Behörden wollen damit unter anderem das subjektive Sicherheitsgefühl von Reisenden verbessern.

Das komplette Video des 24-minütigen Livestreams können Sie oben auf dieser Seite sehen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 13.09.2023 | 17:10 Uhr