Die Narbe - Tödliche Zivilcourage: Der Fall Brunner

Mittwoch, 20. April 2022, 21:00 bis 21:45 Uhr

Was am 12. September 2009 am Münchner S-Bahnhof Solln passiert, dauert nur wenige Minuten. Doch es wird Deutschland auch Jahre danach noch bewegen:

Haltestelle in München Solln bei Nacht. © NDR
Haltestelle Solln bei Nacht: Hier hat Brunner eingegriffen und wurde so brutal zusammengeschlagen, dass er starb.

Der 50-jährige Dominik Brunner beschützt eine Gruppe von Schüler*innen, die von zwei Jugendlichen in der S-Bahn bedroht werden. Kurz danach wird er von den beiden Tätern brutal zusammengeschlagen. Die Täter werden zu langer Haft verurteilt, einer von ihnen wegen Mordes. Und der Name Dominik Brunner wird ein Synonym für Zivilcourage in Deutschland. Dann gibt es Zweifel.

Dieser Mann musste sterben, weil er Zivilcourage zeigte, so die medienübergreifenden Schlagzeilen. Erst im Verlaufe des Gerichtprozesses gegen die zwei Täter wird sich zeigen: So einfach ist es nicht, der Fall ist komplizierter.

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Das Bild des Opfers Dominik Brunner steht am 16.09.2009 am S-Bahnhof Solln in München (Oberbayern) zwischen Kerzen und Blumen. © picture-alliance/dpa Foto: Peter Kneffel

Tödliche Zivilcourage: Der Fall Dominik Brunner und die Folgen

Er wollte Schüler beschützen - und starb. Die Doku "Die Narbe" zeigt, wie Brunner zum unfreiwilligen Helden der Nation wurde. mehr

Tragische Ereignisse und ihre Langzeitfolgen

Die Sendereihe "Die Narbe" beschäftigt sich mit den Langzeitfolgen und Wunden, die tragische Ereignisse bei den Betroffenen hinterlassen können. In dieser Folge "Die Narbe" sprechen die engsten Vertrauten von Dominik Brunner zum ersten Mal öffentlich über ihre Trauer und darüber, wie es sich anfühlt, wenn der geliebte Freund plötzlich zum Helden der Nation wird.

Auch Uli Hoeneß, ehemaliger Präsident des FC Bayern München, kommt zu Wort, denn er ist es, der bereits wenige Tage nach Brunners Tod im Fußballstadium zu einer Schweigeminute aufruft und damit das mediale Interesse an dem Fall bestärkt. Hoeneß sagt: "Wir mussten ein Zeichen setzen."

Für den Anwalt Roland Autenrieth, der einen der beiden Täter verteidigte, ist hingegen klar: Dadurch, dass Brunner schon kurz nach der Tat zum Helden gemacht wurde, war das öffentliche Urteil über die Täter schnell gefällt. Er stellt infrage, ob ein fairer Prozess unter diesen Umständen überhaupt möglich war.

Was kann aus diesem tragischen Vorfall gelernt werden?

Im Anschluss an die Dokumentation spricht Moderatorin Anja Reschke unter anderem mit der ehemaligen Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen über die Frage, warum die Gesellschaft Heldenfiguren braucht. Und was aus diesem tragischen Vorfall gelernt werden kann. Und warum Zivilcourage wichtig ist, wenn man sich dabei nicht selbst in Gefahr bringt.

Autor/in
Kira Maria Gantner
Simona Dürnberg
Redaktion
Christian von Brockhausen
Produktionsleiter/in
Bettina Wieselhuber
Redaktion
Christoph Mestmacher