Hamburger Hafenkonzert
Sonntag, 14. Juni 2020, 06:00 bis
08:00 Uhr
Heidi Kabel - sie gehört zu Hamburg wie die Elbe und der Michel! 66 Jahre stand sie auf der Bühne des Ohnsorg Theaters. Bundesweit berühmt wurde sie durch zahlreiche Fernsehübertragungen von der plattdeutschen Bühne. Vor zehn Jahren, am 15. Juni 2010, starb die beliebte Volksschauspielerin. Das Hamburger Hafenkonzert erinnert an Heidi Kabel mit Interviews und Ausschnitten aus ihren Bühnenrollen. Am Mikrofon ist Jan Wulf.
Geboren und aufgewachsen in den Großen Bleichen
Geboren wird Heidi Bertha Auguste Kabel am 27. August 1914 in der Hamburger Innenstadt. In den Großen Bleichen Nr. 30 wächst sie auf - direkt gegenüber des Ortes, an dem später jahrzehntelang das Ohnsorg Theater beheimatet sein wird. Es ist keine leichte Zeit, in die die kleine Heidi dort hineingeboren wird. Der 1. Weltkrieg war gerade vorbei, später folgt die Weltwirtschaftskrise. Heidi Kabels Mutter Agnes hatte in ihrer Kindheit eine strenge Erziehung genossen. Gefühle durften nicht gezeigt werden. Eine Eigenschaft, die sie versucht an ihre Tochter weiterzugeben. Der Vater Heidi Kabels besitzt eine kleine Druckerei. Neben seinem Beruf engagiert er sich als Vorsitzender des Vereins geborener Hamburger. Und er tritt auf: als Rezitator plattdeutscher Lyrik und Geschichten. Auch die kleine Heidi spricht Platt. Nicht selten wird sie in der Mädchenschule, auf die sie geht, dem Emilie-Wüstenfeld-Lyzeum, dazu angehalten, doch besser Hochdeutsch zu reden.
"Heidi, Du nicht!"
Eigentlich möchte Heidi Kabel professionelle Pianistin zu werden. Doch mit 18 begleitet sie ihre Freundin Eva, die Schauspielerin werden will, zu einem Vorsprechtermin der Niederdeutschen Bühne unter der Leitung von Dr. Richard Ohnsorg. "Wir saßen da, hingen den Schauspielern an den Lippen und waren begeistert", sagte Heidi Kabel später einmal in einem Interview. Und auch wenn Ihre Mutter noch sagte "Heidi, Du nicht!", war es der entscheidene Moment, in dem Heidi Kabel sich entschloss, Schauspielerin zu werden.
Die Anfänge bei der Niederdeutschen Bühne
Ab Anfang der 50 Jahre ist Heidi Kabel in Stücken wie “Wenn de Hahn kreiht”, “Swienskomödie” un auch “Mudder Mews” zu erleben. Ihr Popularität in Hamburg wächst stetig. Während dieser Zeit gewinnt auch das Fernsehen in Deutschland immer mehr an Bedeutung. 1953 flimmert zum ersten mal der Kölner Schauspieler Willy Millowitsch mit einem Volkstheaterstück über die Bildschirme. Ein riesen Erfolg. So etwas wollte man auch für Norddeutschland. Fündig wird man in dem Schauspieler Walter Scherau und dem Ensemble des Ohnsorg-Theaters. Gedreht wird in einem Atelier im Bunker auf dem Heiligengeistfeld.
Heidi Kabel wird zum Fernsehstar
Ohnsorg-Stücke im Fernsehen sind ab Ende der 50er Jahre regelrechte Straßenfeger! Millionen Haushalte in der Bundesrepublik haben inzwischen ein Fernsehgerät. Und wenn am Sonnabend-Abend um 20.15 Uhr die Komödien aus Hamburg auf dem Programm stehen, dann sitzt die ganze Familie vor dem Fernseher. Besonders wenn Heidi Kabel und Henry Vahl zusammen auf der Bühne stehen.
Heidi Kabel - ein Hamburger Original mit großem Herzen

Während ihrer gesamten Karriere spielt Heidi Kabel in mehr als 250 plattdeutschen Theaterstücken und 30 Filmen mit, sie tritt in Fernsehsendungen auf, spricht in Hörspielen, sammelt Geld für wohltätige Organisationen, setzt sich u.a. für Kriegsflüchtlinge und Obdachlose ein, nimmt unzählige Preise und Auszeichnungen entgegen und singt. Erst ab dem Jahr 2002 zieht sich Heidi Kabel zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Mit 89 jahren zieht sie aus ihrem Haus in Nienstedten in ein Seniorenheim in Othmarschen. Demenz macht ihr zu schaffen. Am 15. Juni 2010 schläft sie sanft ein und stirbt. Beigesetzt wird sie neben ihrem Mann auf dem Friedhof in Nienstedten. Der Grabstein trägt die Inschrift: To´t Leben höört de Doot - Zum Leben gehört der Tod!
