Dieter Ilg Trio

Der Jazz-Bassist Dieter Ilg © Till Brönner / JazzBaltica Foto: Till Brönner
Er hat viel Sinn für die schönen Dinge des Lebens - jenseits aller Schubladen: Bassist Dieter Ilg.
Dieter Ilg im Interview

Er ist Bassist und Feinschmecker. Musik und Lebensart gehören bei Dieter Ilg untrennbar zusammen. "Wichtig sind Authentizität, eine eigene Handschrift und die souveräne Verweigerung modischen Schnickschnacks inklusive pseudointellektuellem Purismus", schreibt er auf seiner Website. Und: "Erlaubt ist Quittenmus oder eine Felchenmousse".

Dieter, nach Verdis "Otello" und Wagners "Parsifal" haben Sie sich jetzt mit Ihrem Trio Musik von Ludwig von Beethoven vorgenommen. Woher kommt diese Vorliebe für klassische Musik?

Dieter Ilg: Ich habe mit dem Kontrabass (auch) klassische Musik studiert. Und eine Bass-Melodie aus dem "Otello" ist mir über Jahre als Ohrwurm hängen geblieben. Das Interesse an dieser Musik war immer da.

Aber seit Sie in den 1980er Jahren im New Yorker Quintett von Randy Brecker spielten, sind Sie doch als Jazzbassist international bekannt, im Duo mit Charlie Mariano oder mit Kollegen wie Dave Liebman, Albert Mangelsdorff, Rebekka Bakken, Dhafer Youssef, Mike Mainieri …

Ilg: Dass ich Jazzmusiker werden wollte, war mir schon mit 16 Jahren klar. Einfach, weil mich diese Musik am stärksten angesprochen hat. Trotzdem bin ich ja in einem Umfeld aufgewachsen, das von Volksliedern und der sogenannten klassischen Musik geprägt ist. Und schließlich bin ich auch aus New York wieder zurückgekommen, weil ich weiß, dass hier meine Wurzeln sind. Und dass ich den Jazz - diese amerikanische Musik, die aber europäisch/afrikanischen Ursprungs ist - von meiner Heimat aus, im Südwesten Deutschlands, mit meiner Handschrift kreieren möchte.

Sie haben dann mit "Folksongs" (1997) begonnen, heimische Volkslieder in den Jazz zu integrieren. 

Ilg: Ja. Und jetzt Beethoven zu spielen, ist die Fortsetzung davon. Da gibt es ja auch griffige Melodien, die viele von uns schon gehört haben. Und Beethoven selbst war ja zunächst als Pianist bekannt - und als Improvisator. Seine Zeitgenossen bewunderten seine Fähigkeit, Musik aus dem Stegreif zu entwickeln - genau wie wir Jazzmusiker das heute tun. Das ist natürlich eine geniale Vorlage.

Das Interview führte Tobias Richtsteig.

Orchester und Vokalensemble