Oran Etkin

Im Gästebuch | November 2015

Im letzten Jazzkonzert des Jahres 2015 ließ Klarinettist Oran Etkin mit seinem Quartett die Erinnerungen an Benny Goodman wieder aufleben. "Re-Imagining Benny Goodman" hieß das Programm ihres Gastspiels im Rolf-Liebermann-Studio.

There is a very unique energy at NDR that made it a joy to create music and to share time with all the people there. The combination of the serious approach to music-making as well as the relaxed and welcoming vibe there allowed us to lay back and just let the music happen in an unforced way. The first night we had a great time playing our music, but by the second night the music was no longer ours. As we got comfortable and settled into the space, we held on less to what we knew and just let the music happen in ways that surprised us while we were playing it! This was a direct response to the focus that we were getting in that moment from the audience which engaged in a dialogue of listening with us and also the warm positive feeling that everyone at NDR shared with us.

It was also a joy to hear the NDR Bigband perform with Omar Sosa and see how that music developed. Their passion for the music and for the process of perfecting it by finding themselves within the music helped inspire us to reach deep for our own voice and not just play it safe.

My sincere thanks to Stefan, Claudia, Mücke, the technicians & staff, the wonderful members of the NDR Bigband, Omar, Jaques and Ernesto. Helen, Charenee, Steve, Ziv and I all appreciated the time spent with you and the great way you shared who you are with us. Looking forward to staying in touch and hearing more of the wonderful music coming out of NDR in the future!

Oran

Klarinettist Oran Etkin im Porträt © Rebecca Meek
Im November 2015 war Klarinettist Oran Etkin gemeinsam mit seinem Quartett und seinem Programm "Re-Imagining Benny Goodman" zu Gast in Hamburg.
Oran Etkin im Interview

Er lebt in Brooklyn und liebt die Bandbreite des Jazz. Sein eigener Horizont ist weit: aufgewachsen mit der Musik von Louis Armstrong und als Klezmer-Klarinettist studierte er westafrikanische Musik in Mali. Aber auch in Indonesien, Japan und China fand Oran Etkin die Grundlagen für seine Musik.

Oran, Ihr Lehrer Yusef Lateef sagte: "Alles kommt aus dem Blues". Hatte er Recht?

Oran Etkin: Was er spielte, stand immer in irgendeiner Verbindung mit dem Blues. Das hat mich geprägt: die Art, wie ich Musik höre und die Dinge sehe. Meine erste Platte habe ich mit westafrikanischen Musikern aufgenommen, in deren Heimat liegen einige Wurzeln der afro-amerikanischen Musik. Dann gingen wir auf Tournee, und auch in Japan und China fand ich so etwas wie "Blues": ein Wiegenlied, das von Heimweh erzählt. Beide Länder kannten es. Es ist ein verbindendes Gefühl: Trauer, in der Trost liegt.

Neben dem Blues steckt aber auch viel Tanzenergie in Ihrer Musik

Etkin: Man kann Musik und Tanz nicht von einander trennen. Ob die Leute jetzt wirklich aufspringen oder nur in ihren Schuhen tanzen und man es nicht sieht: Musik braucht immer ein Element von Tanz und Bewegung.

Wo liegen denn Ihre eigenen Wurzeln?

Etkin: Ohne Louis Armstrong wäre ich nie ein Musiker geworden. Als ich 9 Jahre alt war, kaufen meine Eltern einen CD-Player und zwei CDs: Mozart und Armstrong. Für Mozart war ich zu jung. Bis ich 14 wurde, habe ich nur Louis und seine Kollegen aus New Orleans gehört und Count Basie. Also eher frühen Jazz.

Hat Sie das inspiriert, selbst Klarinette zu spielen?

Etkin: Nein, damals hab ich noch Saxofon gespielt. Und ich liebte Louis Trompete: die Energie und die langen lyrischen Linien! Die fand ich später bei Benny Goodman wieder, in seinen frühen Sachen mit Teddy Wilson und Lionel Hampton. Er übernahm mit der Klarinette die Melodielinien und überließ dem Vibrafon die alte Rolle der Klarinette aus dem New Orleans-Jazz: die Melodie quasi tänzerisch zu umspielen.

Das Interview führte Tobias Richtsteig

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