Stand: 27.05.2015 11:24 Uhr

Vielversprechende Maschinenmusik

Ensemblebild auf einer Empore: das Ensemble Modern aus Frankfurt © Katrin Schilling
Nur nicht alles so eng sehen: das Ensemble Modern aus Frankfurt.

In unserer mechanisierten Welt ist sie schon lange nicht mehr nur im Techno zu finden. Vielmehr ist sie Thema des aktuellen Musikmachens überhaupt und kennt keine Genre-Grenzen. Jetzt widmet NDR das neue werk der Maschinenmusik mit dem Ensemble Modern und dem ensemble mosaik ein ganzes Wochenende. Wie dem Publikum ein Erlebnis jenseits gewohnter Konzertrituale geboten wird, erklärt Dr. Richard Armbruster, Redakteur für neue Musik.

Was muss man sich unter Maschinenmusik vorstellen?

Richard Armbruster: Musik für Maschinen, also Musik, die mit den klanglichen Möglichkeiten oder auch mit der "Zweckentfremdung" von Maschinengeräuschen entstehen kann, hat eine lange Tradition. Ligeti komponierte sein "Poème Symphonique", ein Werk für 100 Metronome, bereits 1962! 1964 hatte dann Rolf Liebermanns "Sinfonie" für 156 Büromaschinen ihre Premiere.

Was wir in den beiden NDR Konzerten hören werden, wird aber teils auch in andere Richtungen gehen - Musik, die von heutigen Maschinen und ihren Möglichkeiten inspiriert ist oder Maschinen in ganz neuartiger Form, also als kompositorische Mittel verwendet.

Welche Ensembles sind für dieses Konzertprojekt zu Gast?

Armbruster: Spannend ist, dass man an diesem Wochenende gleich zwei innovative Ensembles für zeitgenössische Musik in Hamburg hören kann: Das ensemble mosaik aus Berlin und das Frankfurter Ensemble Modern, das immer noch als renommierteste Spezialtruppe der neuen Musik gelten darf, die Deutschland zur Zeit zu bieten hat. Eines der Programme wird im Hochbunker Feldstraße präsentiert, das andere im Rolf-Liebermann-Studio. Und beide Ensembles haben mit ihren Programmen vor, dem Publikum ein Erlebnis bieten, das sich abseits der gewohnten Konzertrituale bewegt - das viele Gerät und die Videotechnik werden nicht zuletzt deswegen eingesetzt, um nicht nur ein akustisches, sondern auch visuelles Totalerlebnis zu kreieren.

Können Sie eines der Werke besonders hervorheben?

Armbruster: Hauptwerk des Abends am 30. Mai ist zweifellos "Black Box Music" für Schlagzeug solo, Ensemble und hochkomplexes Video von Simon Steen-Andersen - "eine unkontrollierbare Überlagerung von Verrücktheit, Humor, Charme und außergewöhnlichem Erfindungsgeist", wie die Presse nach der Uraufführung schrieb. Es ist wirklich ein Gesamtkunstwerk neuester Prägung, das zur Zeit zu den erfolgreichsten und akklamiertesten Stücken der neuen jungen Szene zählt. Was bei einer Darbietung dieses Werks abgeht, kann man schwer beschreiben - man muss es einfach live hören und sehen, und wir sind froh, mit dem Ensemble Modern nun die Möglichkeit zu haben, es erstmals in Hamburg zu zeigen. Wir freuen uns auch, dass der Komponist selbst diese Aufführung betreuen und einrichten wird.

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