Sendedatum: 22.10.2010 20:00 Uhr

Widerborstige Virtuosität

Concerto Italiano
Rinaldo Alessandrini Leitung

"Schönberg ist nicht fortgeschrittener als Bach."

Rinaldo Alessandrini © Eric Larrayadieu Foto: Eric Larrayadieu
Rinaldo Alessandrini

Er glaubt nicht an den Fortschritt. Rinaldo Alessandrini bezweifelt vielmehr, dass dieser Begriff auf die Geschichte der Musik mit Logik, Sinn und Nutzen anzuwenden sei: "Ein Schönberg ist nicht fortgeschrittener als ein Bach, nur weil er jünger ist. Es gibt eine Anpassung des Ausdrucks an die Zeit, denn wir haben nicht die gleiche Sensibilität, die Beethoven oder Vivaldi zu ihrer Zeit hatten."

Concerto Italiano setzt Maßstäbe

Der römische Cembalist, Organist und Dirigent trägt seit 25 Jahren mit seinem Ensemble Concerto Italiano eine unerhörte Radikalität, beinah schockierende Ausdruckswut, widerborstige Virtuosität und leidenschaftliche Klangphantasie in die "Alte Musik". Seine maßstabsetzenden Interpretationen und Einspielungen wurden bereits wiederholt mit Auszeichnungen wie dem Gramophone Award, dem Preis der deutschen Schallplattenkritik, dem Prix de la Nouvelle Académie du disque und dem Premio internazionale del disco Antonio Vivaldi gewürdigt.

Expedition in ferne Epochen, Länder und Kulturen

Am 27. September 2010 gab Alessandrini mit dem Concerto Italiano sein lang ersehntes Debüt in der Reihe NDR Das Alte Werk und musizierte ein extrem spannungsreiches, vielfarbiges, fesselndes und tiefgründiges Repertoire italienischer Komponisten. Eine Expedition in ferne Epochen, Länder und Kulturen – fern nicht nur aus der norddeutschen Perspektive.

"Zu Vivaldis Zeiten hatte jeder Musiker ein Gefühl für die Tempi, das Vokabular, den Ausdruck. Wir müssen heute lernen, die Sprache dieser Zeit zu verstehen. Ein Stereotyp ist die gleiche Lösung für unterschiedliche Probleme, wir müssen also etwas über den damaligen Stil herausfinden, die Staatsform, die Dialekte, das Essen, die Weltanschauung usw.", erklärt Rinaldo Alessandrini – eine verheißungsvolle Ankündigung für Neugierige und Entdecker: "Alte Musik" mit historischem, politischem, philosophischem und sogar kulinarischem Neuheitswert.

Konzertprogramm:

GIROLAMO FRESCOBALDI
Canzona a quattro (Primo Libro, 1682)
DARIO CASTELLO
Sonata Decimasesta (Sonate Concertate, 1629)
BIAGIO MARINI
Passacaglio (Sonate, 1655)
CARLO FARINA
Capriccio Stravagante (Ander Theil …, 1627)
GIOVANNI LEGRENZI
Sonata quarta a quattro (La Cetra, 1682)
ANTONIO VIVALDI
Concerto g-Moll für Streicher und B.c. RV 156
FRANCESCO GEMINIANI
Concerto grosso op. 3 Nr. 3 c-Moll
BALDASSARRE GALUPPI
Concerto g-Moll für Streicher und B.c.

Dieses Thema im Programm:

Das Alte Werk | 22.10.2010 | 20:00 Uhr

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Orchester und Vokalensemble