Symbolfoto: Eine junge Frau hockt in einer Zimmerecke, auf dem Boden liegt ein Smartphone. © davidpereiras / Photocase Foto: davidpereiras
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Symbolfoto: Eine junge Frau hockt in einer Zimmerecke, auf dem Boden liegt ein Smartphone. © davidpereiras / Photocase Foto: davidpereiras
AUDIO: #NDRfragt: Smartphones und Gewalterlebnisse (3 Min)

Smartphones: Jeder Fünfte unter 30 erlebt digitale Gewalt

Stand: 24.05.2023 17:00 Uhr

von Lisa Göllert, Bastian Kießling

 

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Das Logo von #NDRfragt © Getty Images | iStockphoto Foto: BongkarnThanyakij

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Wie steht die #NDRfragt-Community zum Smartphone und geht es überhaupt noch ohne? Die jüngste #NDRfragt-Umfrage ergibt ein gespaltenes Bild: Die große Mehrheit sieht vor allem Erleichterungen im Alltag durch das Smartphone, allerdings gibt gut jede zweite Person an, zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Ein Drittel fühlt sich sogar abhängig. Fast ein Viertel hat digitale Gewalt erlebt oder kennt Betroffene im Umfeld. Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.

Handys gelten vor allem als praktisch

Viele der Teilnehmenden bewerten die Nutzung ihres Smartphones positiv. Besonders um Kontakte zu pflegen, sei es hilfreich. So sagen gut acht von zehn Befragten, dass sie über Messenger regelmäßiger mit Freunden in Kontakt sind. Ansonsten ist das Smartphone für viele vor allem praktisch: Eine große Mehrheit fühlt sich durch das Handy besser informiert, und fast die Hälfte gibt an, damit Zeit im Alltag zu sparen. Nicht nur für Jüngere ist das Smartphone nützlicher Begleiter. Auch Ältere sagen, es sei für sie nicht mehr wegzudenken:

"Für mich nur positive Erfahrungen: Habe und pflege Kontakte zu Enkeln, Freunden, Verwandten, Nachbarn. Treffe Verabredungen, mache Termine. Fühle mich eingebunden und informierter." #NDRfragt-Teilnehmerin Anita (76) aus Mecklenburg-Vorpommern

Digitale Gewalt: Vor allem unter 30-Jährige betroffen

Trotz aller Vorteile: Für einige Umfrage-Teilnehmenden wurde das Smartphone schon zur Gefahr. Etwa acht Prozent aller Befragten geben an, selbst bereits Opfer von Gewalt auf Messenger-Diensten oder in sozialen Medien geworden zu sein. In der Altersgruppe unter 30 Jahren fällt das Ergebnis deutlicher aus: Hier sind es sogar fast 20 Prozent, die bereits gemobbt, belästigt oder bedroht wurden. Fast jede fünfte Person berichtet zudem, dass Kinder oder Jugendliche im eigenen Umfeld Gewalterfahrungen im digitalen Raum machen mussten. Den 16- bis 29-Jährigen sind sogar noch mehr Fälle bekannt. Hier kennt jede dritte Person weitere Kinder und Jugendliche, die bereits unter digitaler Gewalt leiden mussten. Viele nennen Beispiele:

"Die Gesichter von damaligen Mitschülern wurden von anderen Schülern per Bildbearbeitung auf ein Nacktbild aus einem Porno geschnitten. Dieses Bild wurde dann per Facebook und WhatsApp verbreitet." #NDRfragt-Teilnehmer Michel (28) aus Niedersachsen

Das Thema digitale Gewalt betrifft viele der befragten #NDRfragt-Mitglieder. Für Jugendliche und junge Erwachsene passieren Mobbing, Belästigung oder Bedrohung vor allem in Klassenchats und auf sozialen Medien wie Instagram. Aber auch Eltern oder Erwachsene sind betroffen, zum Beispiel in Chatgruppen bei der Arbeit.

Achtung: Falls Sie bereits selbst Erfahrungen mit digitaler Gewalt gemacht haben, kann es sein, dass es für Sie besser ist, sich nicht die folgenden Erlebnisse anderer #NDRfragt-Mitglieder durchzulesen.

 

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Logo-Grafik einer Frau mit verschränkten Armen. © NDR (M) Philipp Schönfeld

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Mehrheit der unter 30-Jährigen fühlt sich abhängig

Über die Hälfte der Befragten gibt an, das Smartphone zu häufig und zu lang zu nutzen. Bei den unter 30-Jährigen sagen das sogar gut drei Viertel. Über ein Drittel fühlt sich vom eigenen Gerät abhängig. Bei den 16- bis 29-Jährigen ist dieser Eindruck am stärksten, hier gibt über die Hälfte an, nicht mehr gut ohne Handy zurechtzukommen. Einige #NDRfragt-Mitglieder beschreiben, nicht mehr kontrollieren zu können, wie häufig sie ihr Smartphone nutzen:

"Ich merke, dass ich mich abhängig gemacht habe und spüre auch die negativen Auswirkungen, bin aber nicht stark genug, das Suchtmittel Handy zu reduzieren." #NDRfragt-Teilnehmerin Kristin (39) aus Mecklenburg-Vorpommern

Viele #NDRfragt-Mitglieder kennen das Gefühl, dass ihnen ohne Handy etwas kaum Entbehrliches fehlt. Vor allem ständig erreichbar zu sein, oder die Angst, etwas zu verpassen, belasten die Befragten:

Familien: Häufig Streit wegen der Smartphones

Dass in den Haushalten der befragten #NDRfragt-Mitglieder auch Kinder und Jugendliche schon ein Smartphone haben, ist der Normalfall. Generell finden die Teilnehmenden, dass es ein erstes Smartphone in etwa dann geben soll, wenn die Kinder zur weiterführenden Schule gehen: Im Mittel halten sie 11,5 Jahre für das richtige Alter.

Was ihre Kinder mit dem Smartphone machen, lässt viele Familien nicht kalt. Unter den Befragten mit Kindern im Haushalt geben fast zwei von fünf an, sich sehr oft oder oft wegen der Handys zu streiten. Häufigster Grund: Fast 80 Prozent der Teilnehmenden finden, die Kinder verbringen insgesamt zu viel Zeit am Bildschirm. Ansonsten stört Eltern vor allem, wenn die Kinder ihre Smartphones herausholen, obwohl es verboten ist. Fast jede dritte Person gibt an, sich schon gestritten zu haben, weil das Kind das Handy in der Schule oder am Esstisch benutzt hat. Vor allem, wenn es ins Bett gehen soll, wird es kritisch:

"Oberste Regel war: Wenn es ins Bett ging, verschwand das Handy aus dem Kinderzimmer!" #NDRfragt-Teilnehmer Günter (55) aus Niedersachsen

 

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Ein Mann bedient ein Smartphone © photocase.de Foto: David-W

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Kontrolle durch die Eltern ist Normalfall

Viele der befragten Eltern greifen darum zu Kontrollmaßnahmen. Die große Mehrheit mit Kindern im Haushalt kontrolliert, wie viel und wofür die Kinder das Smartphone nutzen. Vor allem durch Gespräche und regelmäßiges Nachfragen - das geben zwei von fünf Teilnehmenden an. Viele nutzen aber auch technische Möglichkeiten: Gut die Hälfte beschränkt die Bildschirmzeit ihrer Kinder oder das Datenvolumen. 13 Prozent der befragten Personen mit Kindern im Haushalt orten die Handys der Kinder, um zu wissen, wo sie gerade sind. Einige Eltern kennen Passwörter ihrer Kinder und können damit auf deren Accounts zugreifen. Nur drei von zehn Teilnehmenden kontrollieren die Smartphone-Nutzung ihres Kindes gar nicht.

Viele der befragten #NDRfragt-Mitglieder, bei denen Kinder oder Jugendlichen im Haus leben, haben etwas zur Smartphone-Nutzung ihrer Kinder zu sagen:

Wachsende #NDRfragt-Community mit fast 25.000 Norddeutschen

Die NDR Community #NDRfragt gibt es seit Ende Oktober 2022. Mittlerweile haben sich fast 25.000 Norddeutsche angemeldet. #NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und an den Umfragen teilnehmen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.

Über diese Befragung

Die Antworten stammen aus der Umfrage "Smartphones im Alltag: Bereicherung oder Belastung?", an der sich 12.022 Norddeutsche beteiligt haben.

Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 10. Mai 2023 bis zum 15. Mai 2023 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.

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Porträt einer Frau, das in eine düstere matrix-artige Struktur eingebaut ist. © Bild-Gestaltung: Thorben Korpel/NDR | Porträt-Foto: Paola R. Fleming
ARD Mediathek

Digitaler Zwang: Was geht noch ohne Internet?

Viele können ohne Smartphone und Co. nicht leben, andere werden durch die Digitalisierung gesellschaftlich ins Abseits gestellt. Ist das fair? Video

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 25.05.2023 | 05:00 Uhr

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Konjunktur