Ein Mann, der ein Kreuz als Anhänger trägt, hat seine Hände gefaltet. © Pixabay

Katholischen Kirche - Macht verteilt sich auf Wenige

Stand: 19.05.2023 12:15 Uhr

Ein Kardinal soll vor Kurzem gesagt haben: "In der Kirche geht es nicht um Macht, sondern darum zu dienen." Das klingt gut, aber ist es auch wahr? Dient ein Kardinal einer Kirchengemeinde, also ganz normalen Leuten?

von Andreas Brauns

Ein Kardinal wird von sich vermutlich sagen: Ich diene keiner Kirchengemeinde, aber der katholischen Kirche, denn ich erfülle Aufgaben, die an mein Ehrenamt gebunden sind. Und dazu gehört nicht nur die Papstwahl.

Papst und Kardinäle sind höchste Würdenträger

Derzeit wären 122 von 222 Kardinälen wahlberechtigt, weil sie noch keine 80 sind. Kardinäle sind nach dem Papst die höchsten Würdenträger in der katholischen Kirche. Viele leiten vatikanische Behörden, andere einzelne Bistümer. Und wenn ein Kardinal davon spricht, der Kirche zu dienen, dann nicht zuletzt, weil er die Macht hat sein Tun so zu deuten.

Katholische Kirche - Macht ist in der Hand weniger Männer

Der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich hat jetzt mit Blick auf Diskussionen in Deutschland gesagt. "In der Kirche geht es nicht um Macht, sondern um das Dienen. Wenn der Dienst sich in Macht verwandelt, haben wir ein Problem." Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Denn das Problem ist offensichtlich, weil die Macht in der Hand weniger Männer ist. Sie selbst leugnen die Macht, sie sehen sich als Diener der Kirche. Doch ohne Macht geht es nicht, wenn gestaltet werden soll.

Die katholische Kirche ist ein Machtsystem

Aber wie kommt es dann zu einem System, in dem viele davon überzeugt sind: Die Männer, die von sich behaupten zu dienen, sie herrschen? Menschen erleben sich als entmündigt und beherrscht, weil von oben entschieden wird, ohne vorher mit Betroffenen zu sprechen oder etwas zu erklären. Die katholische Kirche ist unübersehbar ein Machtsystem, in dem geweihte Männer die Macht unter sich aufteilen, um so Kirche zu gestalten. Nicht wenige nutzen dann ihre Macht, um in Kirchengemeinden Frauen und Männer stark zu machen.

Es ist höchste Zeit, die Macht nicht zu leugnen, sondern sich einzugestehen: Wenige haben Macht in dieser Kirche. Macht - mit allen Konsequenzen. Diese Macht gilt es auszubalancieren und nicht zu verstecken hinter dem Begriff "Dienst".

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Ein Kreuz liegt auf einer zusammen gefalteten Soutane. © Colourbox Foto: -

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 20.04.2023 | 09:15 Uhr

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