Vier Wanderer sitzen auf einer Bank am Ufer eines Gewässers. © IMAGO/blickwinkel

Kommunalwahl in SH: Alt und männlich?

Sendedatum: 15.05.2023 06:00 Uhr

Kommunalpolitik ist ein Ehrenamt, das Arbeitspensum oft hoch. Dies mit Beruf und Familie in Einklang zu bringen, ist nicht einfach. Wird Kommunalpolitik dadurch zum Amt der Männer und Rentner?

von Natalie Beck

NDR Schleswig-Holstein hat die Wahlvorschläge der elf Kreiswahlen und der Wahlen in den vier kreisfreien Städten ausgewertet. Das Ergebnis: Es gibt nach wie vor mehr Männer als Frauen, die sich zur Kommunalwahl aufstellen lassen. Und: Jeder siebte Kandidat ist Rentner.

Kurz mal die harten Zahlen: Es wurden Informationen zu 4048 Direkt- und Listenkandidaten für 15 Wahlen ausgewertet. Dabei sind 41 verschiedene Parteien und Wählergemeinschaften. Die Mehrheit der Kandidaten auf den Listen für die Kommunalwahl in Schleswig-Holstein sind Männer. Auf Kreisebene sieht es zwar oft schon besser aus als in den kleineren Gemeinden, aber auch in den Vertretungen der Kreise und kreisfreien Städte kandidieren aktuell 63 Prozent Männer gegenüber 37 Prozent Frauen. Bei den Parteien sind auf den ersten Listenplätzen der Parteien mehr Männer als Frauen. Bei den Spitzenpositionen herrscht ein Verhältnis von 73 zu 27 Prozent zugunsten der Männer. Eine Ausnahme bilden die Grünen: Auf Kreisebene führt jede Liste eine weibliche Kandatin an. Das Schlusslicht dagegen bildet der SSW. Auf Listenplatz eins ist nicht einmal jede fünfte Kandidatur mit einer Frau besetzt.

Jeder siebte Kandidat ist im Ruhestand

Das Problem mit dem Nachwuchs ist gerade im ländlichen Raum bei Gemeindevertretungen größer als bei der Wahl der Kreistage. Mit 51,1 Jahren liegt das Durchschnittsalter bei den Kandidierenden auf Kreisebene dennoch hoch - etwa dreieinhalb Jahre über dem Durchschnittsalter im aktuellen Landtag (47,5 Jahre) oder im aktuellen Bundestag (47,3 Jahre). Und: Etwa jeder siebte Kandidat ist nach eigener Angabe Rentner. Im Kreis Ostholstein haben die Kandidierenden das höchste Durchschnittsalter. Hier ist fast jeder Dritte, der sich zur Wahl stellt, über 65. Der älteste Kandidat heißt Wolfgang Leisner, ist ganze 100 Jahre alt und tritt im Kreis Plön für die AfD an.

Jüngste Stadt ist Kiel

Von allen rund 4000 Kandidaten sind die zehn jüngsten in diesem Jahr erst achzehn Jahre alt geworden. In Kiel stellen sich mit Abstand die meisten jungen Kandidierenden zur Wahl. Bei der Gemeindewahl sind in der Landeshauptstadt 37,7 Prozent aller Kandidatinnen und Kandidaten unter 35. Bei den Kreiswahlen hat Schleswig-Flensburg das geringste Nachwuchsproblem: hier sind 23,5% der Kandidatinnen und Kandidaten jünger als 35.

Kaum andere Staatsbürger

Anders als bei Landtags- oder Bundestagswahl muss man bei der Kommunalwahl kein deutscher Staatsbürger sein, um zu kandidieren. Auf Kreisebene haben in ganz Schleswig-Holstein dennoch nur 22 der rund 4.000 Kandidierenden eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft. Die häufigste darunter die dänische, es haben sich aber auch Kandidaten mit griechischer, portugiesischer und spanischer Staatsbürgerschaft aufstellen lassen. 21 Kandidierende haben eine doppelte Staatsangehörigkeit. Hier ist die häufigste die deutsch-russische.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 15.05.2023 | 06:00 Uhr