Stand: 12.03.2012 00:00 Uhr

"Salz reduzieren, Schlaganfälle verhindern"

Alfonso Lampen, Leiter Lebensmittelsicherheit im BfR. © Bundesinsitut für Risikobewertung (BfR)
Alfonso Lampen rät dazu, den Salzgehalt im Brot zu verringern.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, den Salzgehalt in verarbeiteten Lebensmitteln zu senken, um Bluthochdruck vorzubeugen. Darüber hat NDR.de mit Alfonso Lampen, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit gesprochen.

NDR.de: Warum empfiehlt Ihr Institut, weniger Salz zu essen?

Alfonso Lampen: Wir halten es für erwiesen, dass zu viel Salz zu erhöhtem Blutdruck und damit zu Herz-Kreislauf-Krankheiten führen kann. Die Datenlage ist  hier mittlerweile eindeutig. Deshalb teilen wir diese Einschätzung auch mit dem Max-Rubner-Institut und dem Robert-Koch-Institut.

NDR.de: Essen die Deutschen denn zu viel Salz?

Lampen: Ja, wir empfehlen 3,5 bis maximal sechs Gramm Salz pro Tag, doch die meisten Menschen in Deutschland nehmen mehr zu sich. Besonders junge Männer und Kinder essen zu viel Salz. Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren zum Beispiel nehmen im Durchschnitt rund neun Gramm täglich zu sich. Und das steigert das Risiko, später an Bluthochdruck zu leiden. Fast die Hälfte aller Deutschen hat einen erhöhten Blutdruck. Männer sind davon etwas stärker betroffen.

NDR.de: In welchen Lebensmitteln versteckt sich das Salz denn vor allem?

Lampen: Das meiste Salz - also etwa 80 Prozent - nehmen wir über verarbeitete Lebensmittel auf, nur zehn Prozent durch Salz, das wir im Haushalt verwenden und rund fünf Prozent über den natürlichen Salzgehalt von Lebensmitteln. Die Hauptquellen sind Brot, Wurst und Käse, denn diese  enthalten relativ viel Salz. An erster Stelle steht dabei das Brot, und das essen wir Deutschen eben auch besonders gern.

NDR.de: Welche Maßnahmen fordert Ihr Institut?

Lampen: Der Salzgehalt in den verarbeiteten Lebensmitteln wie zum Beispiel Brot sollte schrittweise gesenkt werden. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, wenn der Salzkonsum durchschnittlich nur um drei Gramm pro Tag gesenkt würde, bräuchten fünfzig Prozent weniger Menschen eine Therapie - also zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck. Die Zahl der Menschen, die an einem Schlaganfall oder an Herzkrankheiten sterben, könnte um zweiundzwanzig beziehungsweise um sechzehn Prozent gesenkt werden.

NDR.de: Nun behaupten viele Bäcker, Brot schmeckt mit weniger Salz einfach nicht - was sagen sie denen?

Lampen: Ich glaube nicht, dass Brot schlechter schmeckt, wenn man den Salzgehalt stufenweise reduziert. Studien haben gezeigt, dass Menschen den Unterschied gar nicht bemerken, wenn man das Salz zum Beispiel schrittweise um 25 Prozent vermindert. Andere Länder haben das schon längst umgesetzt. Ich denke, dass ist einfach eine Gewöhnungssache.

Das Gespräch führte Oda Lambrecht.

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Panorama - die Reporter | 12.03.2012 | 21:00 Uhr

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