Stand: 09.06.2016 17:48 Uhr

"Armutszeugnis für die Bundesregierung"

Die Bundesregierung sieht das Addax-Projekt in Sierra Leone nach wie vor positiv. Das geht aus einer kleinen Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken hervor. Man bedaure zwar, dass sich das Projekt insgesamt nicht so entwickelt habe, wie erhofft, die Bundesregierung hält aber weiter daran fest, dass das Addax-Projekt den Menschen in Sierra Leone mehr Vor- als Nachteile gebracht habe: "Das von Addax Bioenergy gepachtete Land wurde - zum Teil zum ersten Mal - zur landwirtschaftlichen Nutzung urbar gemacht und damit aufgewertet", heißt es in der Antwort der Bundesregierung.

"Armutszeugnis der Bundesregierung"

Niema Movassat von der Linkspartei
Als ein "Armutszeugnis" bezeichnet Niema Movassat die Antwort der Bundesregierung.

Niema Movassat, Abgeordneter der Linken beklagt: "Es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, dass sie immer noch nicht bereit ist, offensichtliche Fehleinschätzungen bei der Finanzierung des gescheiterten Makeni- Projekts einzugestehen".

Eine Dokumentation von Panorama die Reporter hatte Probleme des Projekts im Landesinneren von Sierra Leone gezeigt: Felder wurden für 50 Jahre an Addax Bioenergy verpachtet, offenbar wussten viele Menschen nicht, was das bedeutet. Jetzt klagen sie über zunehmende Armut und Hunger.

Ein Vertreter der betroffenen Bauern, Abass Kamara, war eigens nach Deutschland angereist, als das Addax-Projekt Thema im Bundestag war. Thomas Silberhorn, Staatssektretär des zuständigen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit, versprach in einem Gespräch mit Abbas: Man nehmen die Sorgen und Probleme ernst.

Die Schweizer Firma Addax Bioenergy hat große Flächen in Sierra Leone gepachtet, um dort Zuckerrohr anzubauen. In einer errichteten Bioethanol-Fabrik sollte daraus Ethanol für den europäischen Markt gewonnen werden. Deutschland beteiligt sich über ein Darlehen der Deutschen Investitions- und Entwicklungshilfegesellschaft (DEG) an dem Projekt. Seit Mitte des vergangenen Jahres steht die Produktion in Sierra Leone still. Das Projekt befinde sich in einem Review Prozess, erklärt Addax. Menschenrechtsaktivisten aus der Region beklagen, dass durch die ungeklärte Situation und den Stillstand der Fabrik Hunger und Armut der Landbevölkerung steigen.

Weitere Informationen
Mann vor einem Zuckerrohrfeld

Herr Abass und das geklaute Land

Abass Kamara will Näheres über ein Entwicklungsprojekt erfahren: Landnahmen im westafrikanischen Sierra Leone, finanziert mit deutschem Geld, die Menschen in die Abhängigkeit trieben. mehr

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama - die Reporter | 07.06.2016 | 21:15 Uhr