Sendedatum: 12.01.2017 21:45 Uhr

Wozu Demokratie? Aufruhr in Minideutschland

von Fabienne Hurst, Johannes Jolmes & Jasmin Klofta

Im idyllischen Haßloch sind viele Menschen unzufrieden: Die Politiker seien unfähig, Probleme überall, die Verhältnisse ungerecht, heißt es hier. Haßloch - kein Ort ähnelt Deutschland in seiner Sozialstruktur so sehr wie Gesamtdeutschland. Warum ist die Demokratieskepsis auch in diesem "Minideutschland" angekommen?

VIDEO: Panorama - die ganze Sendung (30 Min)

Zweifel an der Demokratie

Überall in Deutschland verliert die Demokratie an Vertrauen: Laut einer Studie bezweifeln 48 Prozent der Deutschen, dass das System zurzeit wirklich funktioniert. Und elf Prozent wünschen sich sogar einen Führer, der das Land mit starker Hand regiert. Außerdem verlieren die Volksparteien nicht nur Mitglieder, sondern auch an Zustimmung. Das Gefühl "Die da oben machen doch eh, was sie wollen" grassiert - und mit ihm der Protest gegen das Establishment. Wie konnte es zu diesem Vertrauensverlust kommen?

Ursachensuche in "Minideutschland"

Um das herauszufinden, hat sich ein Team von Panorama ein halbes Jahr lang in Haßloch in der Pfalz umgehört - in dem deutschen Städtchen, das sich selbst nostalgisch "Dorf" nennt, trotz der 21.000 Einwohner. Es ist der Ort, in dem die soziale Struktur der gesamtdeutschen am ähnlichsten ist. Das Verhältnis von arm und reich, jung und alt kommt dem deutschen Durchschnitt hier sehr nahe. Viele neue Produkte werden deshalb in Haßloch getestet.

18,8 Prozent wählten die AfD

Jahrelang war alles wie immer: Mal regierte die SPD, mal die CDU, mal regierten beide - aber in den Grundzielen war man sich einig. Doch dann, bei der vergangenen Landtagswahl, wählten 18,8 Prozent die AfD. Die Lokalpolitiker verstehen seither die Welt nicht mehr. Ausgerechnet im idyllischen "Minideutschland" sind die Menschen so unzufrieden?

Zwischen Bürgerbefragung und Marktplatz-Büro

Büro auf dem Marktplatz von Haßloch: Bürgermeister Lothar Lorch (CDU) © Screenshot
Haßlochs Bürgermeister Lothar Lorch hat seinen Schreibtisch auf den Marktplatz gestellt um zu hören, was die Stadt für ihre Bürger tun kann.

Die Lokalpolitiker wollen kämpfen. Der Film begleitet diejenigen, die ihre Wähler nicht aufgeben - und die nicht hinnehmen wollen, dass die repräsentative Demokratie plötzlich als verzichtbar behandelt wird. Sie lassen sich allerlei einfallen, um das Vertrauen ihrer Bürger zurückzuerobern: von Hausbesuchen bei Unzufriedenen über eine Bürgerbefragung zur Zukunft des Schwimmbads bis hin zum Bürgermeister-Büro auf dem Marktplatz. Manches geht gnadenlos schief, anderes überrascht und funktioniert viel besser als gedacht.

 

Ein Film über das Selbstverständnis und den Wert von Demokratie.

 

Weitere Informationen
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Die enthemmte Mitte - Autoritäre und rechtsextreme Einstellung in Deutschland. Die Leipziger "Mitte-Studie" 2016. extern

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Wozu Demokratie? Aufruhr in Minideutschland

Der Panorama-Beitrag vom 12. Januar 2017 als PDF-Dokument zum Download. Download (507 KB)

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 12.01.2017 | 21:45 Uhr

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