Christian Wulff statt Gerhard Schröder - Stimmungswandel in Deutschland
Es gibt offenbar eine neue Sehnsucht beim deutschen Wähler - die Sehnsucht nach Sachlichkeit. Vorbei die Zeit als Paradiesvögel aus der 68er-Generation Wahlen gewinnen konnten? Statt Joschka Fischer, dem Ex-Straßenkämpfer und nun Außenminister, ist seit kurzem Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff Deutschlands beliebtester Politiker. Wulff, lange mit blassem Schwiegersohn-Image versehen, zieht so plötzlich auch an seinem ewigen, charismatischen Gegner Gerhard Schröder vorbei.
Während die Wähler beim Kanzler immer noch das Weltoffene schätzen, punktet Wulff mit dem was bei Politikern Sekundärtugenden sind: Fleiß und Zuverlässigkeit werden dem kühlen Blonden aus Osnabrück zugeschrieben. Kann man mit diesen Eigenschaften Kanzler oder zumindest Kanzlerkandidat werden? Schröder, und weit früher schon Brandt, trug der Anschein von Modernität ins Kanzleramt. Nun kommt wie es scheint die Renaissance der konservativen Klassik. Auch bei der FDP wächst die Sehnsucht nach gepflegter Langeweile mit Wolfgang Gerhardt.
