Blablabla vom Boulevard - Bild-Kampagne diffamiert Politiker und Parlamente
Arnold Schwarzenegger triumphiert als neuer Gouverneur von Kalifornien - und in Deutschland feiert Bild kräftig mit. "Deutschland braucht viele Schwarzeneggers", titelt das Boulevardblatt und jubelt damit einen Bodybuilder zum möglichen Bundeskanzler hoch. Der Ruf nach dem starken Mann hat in Deutschland Tradition. In den Krisenzeiten der Weimarer Republik gab es ihn auch - und ging einher mit der Diffamierung des demokratisch gewählten Parlaments als "Schwatzbude".
Und heute fallen Bild wieder nur Schimpfworte für deutsche Parlamentarier ein: "Blabla-Politiker", "Flickschuster und Besserwisser", "Hühnerstall Berlin". Statt inhaltlicher Kritik nur oberflächliche Kampagne: So werden die Abgeordneten des Deutschen Bundestages wahlweise als Abzocker, Zauderer oder Ahnungslose dargestellt, Populismus pur in Bild - und dazu passend politische Forderungen der eher schlichten Art. Da wird zum Beispiel eine Zehn-Gebote-Tafel zur aktuellen politischen Lage auf Seite zwei gemeißelt oder monatelang für eine Senkung der Steuern getrommelt - ohne zu sagen, wie das finanziert werden kann.
Politiker, die den Kurs der Bild-Meinungsmacher brav befolgen, werden mit einem Orden belohnt, manch einer lässt ihn sich sogar offiziell verleihen.
Panorama über Politiker als Prügelknaben am Gängelband einer Boulevardzeitung.
Buchtipp:
Schirmer, Stefan: Die Titelseiten-Aufmacher der BILD-Zeitung im Wandel : eine Inhaltsanalyse unter Berücksichtigung von Merkmalen journalistischer Qualität
Verlag Fischer, München 2001 ISBN: 3-88927-286-X
