Stand: 15.02.2017 17:11 Uhr

Presseerklärung: Tödliche Gefahren bei Pflegebetten

Behörden fordern Überprüfung von mindestens 600.000 elektrisch betriebenen Betten. Gutachter benennen "Mängel der Betten" als Ursache für Todesfälle. Experten rechnen mit Kosten von mehreren hundert Millionen Mark.

Mehrere Todesfälle nach Bränden, die durch elektrisch betriebene Pflegebetten verursacht wurden, haben jetzt die zuständigen Behörden zu sofortigen Maßnahmen veranlasst. Nach Recherchen des ARD-Magazins Panorama fordern die "Obersten Landesbehörden für Medizinprodukte" eine Überprüfung von rund 600.000 Betten in deutschen Pflegeheimen und Privathaushalten. Die Behörden begründen diese drastische Maßnahme mit einem "unvertretbaren Risiko von Bränden bei elektrisch betriebenen Betten".

Mehrere Gutachter von TÜV, Bundeskriminalamt und dem Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte, die Panorama vorliegen, hatten nach möglichen Ursachen für die "brennenden Pflegebetten" geforscht, bei denen in den letzten beiden Jahren wahrscheinlich elf Menschen starben. Ihr Befund: Mangelnder Knickschutz bei den elektrischen Zuleitungen sowie fehlender Feuchtigkeitsschutz gegen Urin, Wasser oder andere Flüssigkeiten könnten die tödlichen Brände ausgelöst haben. Deshalb sollen jetzt alle Betten auf solche Mängel überprüft und im Verdachtsfall sofort vom Stromnetz genommen werden.

Die Hersteller der Pflegebetten verweisen darauf, dass alle abgebrannten Betten ein Sicherheitssiegel (CE oder TÜV) erhalten hätten. Zudem hätten sie alle bestehenden DIN-Normen eingehalten. Gegenüber dem ARD-Magazin Panorama räumte der Vorsitzende des "Industrieverbandes Krankenhaus- und Pflegeeinrichtungen" allerdings ein, dass erst Menschen sterben mussten, damit die Betten jetzt sicherer werden.

Ein Team des ARD-Magazins war dabei, als ein TÜV-Gutachter in dieser Woche stichprobenartig Betten in einem Hamburger Pflegeheim kontrollierte und sie sofort vom Stromnetz nehmen ließ - wegen gravierender Sicherheitsmängel.

Völlig unklar ist, ob die Gesundheitskassen, Pflegeheime oder Privatpersonen letztlich die immensen Kosten für eine eventuelle Nachrüstung übernehmen müssen. Experten beziffern die benötigten Geldmittel auf mehrere hundert Millionen Mark.

8. August 2001

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 09.08.2001 | 20:25 Uhr

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