Sendedatum: 24.08.2000 21:45 Uhr

Panorama vom 24. August 2000

 

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 24.08.2000 | 21:45 Uhr

Ein Kreuz auf einem Friedhof © dpa-Bildfunk Foto: Maurizio Gambarini

Die verschwiegenen Toten - Behörden vertuschen Ausmaß der rechtsradikalen Gewalt

Die Mehrheit in unserem Land ist sich einig: Den mordenden Glatzköpfen und den grölenden Mitläufern muss Einhalt geboten werden, mit allen Mitteln. Nur, mit wem genau haben wir es eigentlich zu tun? Welche Täter und welche Opfer sind bekannt? Eine wichtige Frage, denn zum Beispiel bemisst sich nach der Zahl der Toten für die Politik auch die Größe des Problems. Beginnen wir mit den Opfern. Über sie wird viel geredet und geschrieben. Und - es ist kaum zu fassen - da wird mit falschen Zahlen agiert, denn die Opfer-Statistiken werden ganz nach Belieben geführt, besser gesagt: geschönt. mehr

Gewalt, Chaos, Umsturz - Die Strategie der Hintermänner des Nazi-Terrors

Und was wissen wir über die Täter? Da fallen einem zunächst die Schläger ein, deren Bilder wir aus den Gerichtssälen kennen, mit Glatze und ohne Reue. Aber die Drahtzieher, die Hintermänner, die intelligenten Köpfe, für die die Hetzjagden auf Ausländer und Obdachlose nur eine Vorstufe sind für einen neuen Staat, für ein "Viertes Reich", die sind weniger bekannt, denn die meisten von ihnen scheuen die Öffentlichkeit. Wir möchten Ihnen zeigen, was uns über diese Täter, die wichtigen Figuren der rechtsextremen Szene, bekannt ist. Denn durch diese Personen werden die Strukturen und die Arbeitsteilung deutlich. Außerdem sind sie, obwohl meist im Hintergrund agierend, inzwischen zu Personen des öffentlichen Interesses geworden, in einer Gesellschaft, die sich gegen Nazis wehren will und muss. mehr

Eine Hand hält ein Messer © dpa Foto: Marcus Führer

Zivilcourage - Vom Helfer zum Opfer

Aber jetzt, jetzt sollen wir alle schön mutig und stark sein, verlangen unsere Politiker parteiübergreifend. Nicht wegsehen und -hören, wenn rechte Schläger unter dem Hakenkreuz marschieren, wenn dumpfe Glatzköpfe Ausländer bedrohen, wenn der Arbeitskollege dumme Sprüche macht. Sich entgegenstellen, im Idealfall die Opfer schützen - Zivilcourage zeigen. Ein wohlfeiler Appell, der Ruf nach Bürgersinn, nach Verteidigung der zivilen Gesellschaft und ihrer Regeln. Es sind wenige, aber es gibt sie schon lange: die Menschen, die sich dazwischenstellen, die nicht kapitulieren, die Mut haben. Und der ist auch nötig, denn denjenigen, die tatsächlich Zivilcourage bewiesen haben, erging es oft ziemlich schlecht. mehr

Ein Jugendlicher holt  mit der geballten Faust zum Schlag aus. © picture-alliance / dpa Foto: Polfoto

Mord aus Langeweile - Der brutale Tod eines Jugendlichen

Auch gegen die Gewalt, die eigentlich nicht zu erklären ist. Sie ist nicht politisch motiviert oder verbrämt, es ist einfach Gewalt. Da sitzt ein 15-jähriger Junge auf einem verwahrlosten Garagengelände in Neubrandenburg auf einem alten Autositz. Und dann kommen drei Schläger und bringen ihn um, einfach so, "aus Langeweile und Frust", wie sie später zu Protokoll geben. Andere sehen aus sicherer Entfernung zu, rufen aber immerhin die Polizei, wenn auch zu spät. Das geschah am vergangenen Freitag. Fassungslos, ohne Erklärungen sind die Menschen nicht nur in dieser Stadt. Warum? Wie konnte es dazu kommen? Und gerade in Neubrandenburg, das eigentlich eine vorbildliche Jugendarbeit aufzuweisen hat? mehr

Illustrationsfoto Stalking / Das gestellte Foto zeigt eine maskierte Person, die mit einem Fernglas durch die Lamellen einer Jalousie hindurch eine Frau beobachtet © picture-alliance/ ZB Foto: Hans Wiedl

Geliebt, gehetzt, getötet - Wenn aus Liebe ein Verbrechen wird

Stellen Sie sich bitte folgendes vor: Sie stehen im Hausflur und merken: Er ist wieder da, irgendwo im Dunkeln. Sie kennen seinen Schritt, seinen Geruch, sie spüren seinen Atem. Sie fliehen, zurück in die eigene Wohnung. Er ruft an, bis zu zwanzig Mal am Tag, oft auch nachts. Er schreibt Briefe, schickt Rosen, er droht mit Schlägen, mit dem Tod. Ein Alptraum. Diese Menschen sind oft zutiefst Enttäuschte, Verlassene, Menschen, deren Liebe nicht erwidert wird. Sie können nicht loslassen, nicht mit Ablehnung umgehen. Sie verfolgen das Opfer ihrer Begierde, wollen Aufmerksamkeit, auch Rache. In den USA hat man dafür einen Begriff gefunden: "stalking" - übersetzt etwa so viel wie "sich heranschleichen". Bei uns beginnt man, sich auf solche Fälle einzustellen, denn auch hier gibt es offensichtlich immer mehr Menschen, deren Zuneigung zum Wahn geworden ist. mehr

Über Panorama

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr

Anja Reschke © Thomas & Thomas Foto: Thomas Lueders

60 Jahre Panorama

60 Jahre investigativ - unbequem - unabhängig: Panorama ist das älteste Politik-Magazin im deutschen Fernsehen. mehr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

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Beiträge nach Themen sortiert und von der Redaktion kuratiert: Der direkte Einstieg in 60 Jahre politische Geschichte. mehr