Stand: 20.12.2014 16:00 Uhr

RTL inkognito bei Pegida: So gefährdet man Glaubwürdigkeit

von Volker Steinhoff
Ein Reporter von RTL wird von einem Panorama-Team bei der Pegida-Demonstration interviewt
Ein RTL-Reporter hat auf einer Pegida-Demo Panorama ein Interview gegeben.

Nichts gegen Undercover-Recherchen, wo sie nötig sind. Aber die Pegida-Demonstranten in Dresden konnte man ganz offen zu ihrer Meinung befragen, wie man in unserem Beitrag sieht. Das sah ein RTL-Reporter offenbar anders. Er gab sich als normaler Demonstrant aus, angeblich um "Stimmungen und Aussagen für eine spätere Berichterstattung aufzugreifen". Und er klopfte latent ausländerfeindliche Sprüche (bezüglich der Zahl der Türken im Straßenbild und des Bürgerkriegs in Syrien) - leider auch in unsere Kamera. Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht! Damit gibt man denen ein gutes Argument, die immer "Lügenpresse" rufen. Immerhin hat er uns inzwischen informiert, dass er für RTL arbeitet und 2012 zwischenzeitlich auch für ein NDR Regionalstudio. Was nichts daran ändert, dass er vor unserer Kamera den "normalen Demonstranten" gespielt und damit der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen hat.

Wir sind nach Dresden gefahren, um zu zeigen, wozu Medien gut sein können. Es gab in letzter Zeit sehr viel Berichterstattung über die Pegida-Demonstranten. Vor allem häufig Beiträge, in denen entweder gar keine Teilnehmer zu Wort kamen oder aber nur die klassischen Bilder von pöbelnden Neonazis gezeigt wurden. Unserem Eindruck nach aber gab es kaum Versuche, mal mit den Menschen, die in Dresden auf die Straße gehen, ins Gespräch zu kommen. Politiker, Medien, Experten erliegen immer der Versuchung, alles erklären und kategorisieren zu wollen. Das hilft aber nur eingeschränkt, denn das Gefühl von 15.000 Demonstranten ist ja nun mal da. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, die Menschen einfach mal sprechen zu lassen. Wir geben nicht vor, was man nun davon halten soll. Der Zuschauer, der nicht in Dresden dabei war, soll sich selbst ein Urteil bilden. Die Töne sind, wie sie sind, und wir haben darüber diskutiert, ob man faktisch falschen Behauptungen, die zuhauf kommen, widersprechen muss. Aber das hätte wieder etwas Bevormundendes gehabt.

Damit jeder überprüfen kann, ob der Panorama-Beitrag fair geschnitten wurde, haben wir das Drehmaterial online gestellt. Damit niemand mehr "Lügenpresse" sagen kann. Wenn es eine "Manipulation" gab, dann diese: Wir haben gerade nicht gezielt nach "Glatzen", NPD-Funktionären etc. gesucht, obwohl die auch da waren. Sondern die anderen interviewt, die in der Mehrheit waren.

Nun wird das durch einen RTL-Reporter in Frage gestellt, auch wenn es nur um ein Statement von vielen geht. Wie dämlich.

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 18.12.2014 | 22:00 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

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