Stand: 12.09.2013 08:30 Uhr

CIA: Panorama-Journalist ausgeforscht

Der Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, hat dem Panorama Reporter Stefan Buchen in einem langen Telefonat versichert, dass das Bundesamt keine Informationen über ihn an die CIA weitergegeben habe. Eine entsprechende Anfrage der CIA habe man unbeantwortet gelassen, da es sich verbiete, Daten über einen Journalisten weiterzugeben. Auch seien in den elektronischen Systemen des Bundesamtes keine Informationen zu Stefan Buchen gespeichert. Unbestritten ist allerdings, dass sich, wie vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" gemeldet, in den Akten des Bundesamtes zwei Schreiben der CIA finden. Sie dokumentieren, dass der amerikanische Geheimdienst den Journalisten, der u. a. für "Panorama" und "Zapp" tätig ist, ausgeforscht hat.

VIDEO: CIA: Panorama-Journalist ausgeforscht (4 Min)

Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln © dpa Foto: Oliver Berg
Die Zentrale des Bundesamtes für Verfassungsschutz in Köln.

Im zweiten Schreiben etwa loben die Amerikaner die gute Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz und bitten erneut um Informationen zu mehreren Personen, unter anderem den "Journalisten Stefan Buchen", um zu klären, welcher dieser "Kandidaten" sich am meisten für eine weitere Ausforschung lohne. Ob es dabei um die Anwerbung von Mitarbeitern oder ein anderes Ziel ging, ist nicht erwähnt. Interessant für die CIA könnte Buchen sein, weil er als investigativer Journalist regelmäßig in Länder wie Afghanistan und den Jemen reist, die Landessprachen beherrscht und von dort auch über Islamisten berichtet.

US-Botschaft verweigert jegliche Auskunft

Während das Bundesamt sich gegenüber dem NDR um Aufklärung bemüht, verweigert die amerikanische Botschaft jegliche Auskunft. Eine Bitte um Aufklärung des Sachverhalts seitens "Panorama", der Heimatredaktion Stefan Buchens, ließ die amerikanische Botschaft unbeantwortet. In einem Telefonat mit dem "Panorama"-Redaktionsleiter Volker Steinhoff erklärte eine Botschaftsmitarbeiterin: "Keine Antwort." In dem Schreiben hatte "Panorama" die US-amerikanische Botschaft gebeten darzulegen, warum die CIA Stefan Buchen ausgeforscht hat. 

Mit welcher Hartnäckigkeit die CIA Stefan Buchen ausspioniert hat, zeigen Details der Schriftwechsel zwischen der CIA und dem Bundesamt für Verfassungsschutz. In einem ersten Schreiben listet die CIA unter anderem auch die Handy-Nummer Buchens auf und bittet das Bundesamt um Informationen zu den Anschlussinhabern. Nachdem diese Anfrage, so die Darstellung des Bundesamtes, unbeantwortet blieb, wurde die CIA offenbar selbst tätig: Die Amerikaner fanden den Anschlussinhaber (Buchen), die Passnummer, seine Reisetätigkeiten nach Afghanistan sowie seine Berufstätigkeit heraus. All diese Daten finden sich in einem zweiten Schreiben an die Deutschen. Obwohl die CIA nun also weiß, dass es sich um einen Journalisten handelt, bittet sie erneut um Informationen, auch zu Stefan Buchen.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz wies die US-amerikanischen Partner offenbar nicht darauf hin, dass der besondere Status eines Journalisten als Grundrechtsträger in Deutschland respektiert werden muss. So äußerte sich jedenfalls der Vizepräsident des Bundesamts in dem Telefonat mit Buchen. Haldenwang ergänzte dann allerdings, er könne nicht ausschließen, dass das Bundesamt die Amerikaner zumindest in der Vergangenheit auf den deutschen Respekt vor der Pressefreiheit hingewiesen habe.

  • Filme von Stefan Buchen:

Filme von Stefan Buchen
Bundespolizei vereitelt Schleusung © Bundespolizei
7 Min

Syrische Flüchtlinge scheitern am deutschen Innenminister

Der Krieg in Syrien treibt Millionen in die Flucht. Doch die Bundesregierung will keine syrischen Flüchtlinge aufnehmen. 7 Min

Zwei Schwestern sitzen auf dem Boden
6 Min

Abschiebungspolitik: Familientrennung im Namen des Gesetzes

Panorama berichtet 2012 über ein Beispiel der rigiden niedersächsischen Ausländerpolitik. 6 Min

Eine afghanische Familie die in Deutschland lebnt wird interviewt
8 Min

Asylpolitik: Richter rebellieren gegen Abschiebepraxis

Ein Bericht von 2012 über fragwürdige Abschiebungen und den Zweifel deutscher Verwaltungsgerichte am EU-Asylrecht. 8 Min

Eine Straße im Jemen
6 Min

Von Bayern in den Jemen: Nachschub für den heiligen Krieg

Panorama berichtet 2010 über Islamkonvertiten, die von radikalen Islamisten als Terror-Kämpfer rekrutiert werden. 6 Min

Screenshot aus dem Panorama-Beitrag "Krieg in Afghanistan - die verbitterten Opfer der Bundeswehr" von 2008. © Screenshot
7 Min

Krieg in Afghanistan - die verbitterten Opfer der Bundeswehr

Panorama berichtet 2008 über zwei Kinder und eine Frau, die in Afghanistan von einem Bundeswehrsoldaten irrtümlich erschossen wurden. 7 Min

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Panorama | 12.09.2013 | 21:45 Uhr

Panorama 60 Jahre: Ein Mann steht hinter einer Kamera, dazu der Schriftzug "Panorama" © NDR/ARD Foto: Screenshot

Das Panorama-Archiv

Alle Panorama-Beiträge seit 1961: Stöbern im Archiv nach Jahreszahlen oder mit der Suchfunktion. mehr

Kalender © Fotolia.com Foto: Barmaliejus

Panorama-Geschichte

Als erstes politisches Fernsehmagazin ging Panorama am 4. Juni 1961 auf Sendung. Die Geschichte von Panorama ist auch eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. mehr